Abteilung I
Aufklärung B
Referat 1
Berlin, den 25.11.1963
Gefertigte Exemplare: 2
geschrieben von Ltn. Gerth
PLAN
zu operativen Maßnahmen zur Liquidierung des:
Thurow, Rudi
geboren am 16. 08. 1937 in Leipzig
wohnhaft: Berlin-Zehlendorf., Riemeisterstraße 150
letzige Tätigkeit: bescäftigt als Angestellter bei der
amerikanischen Firma " Dexion Metallbau " GmbH
Berlin, Kurfürstendamm 220
Der Deserteur Thurow, Rudi - ehemaliger Unteroffizier der NVA,
Kdo. Grenze - wurde in der Vergangenheit, seit Mai dieses
Jahres, seitens der GM-Gruppe " Bodo Krause " betreffs
seines Aufenthaltes in Westberlin intensiv ausgeklärt und
beobachtet mit dem Ziel, selbigen habhaftvzu werden und durch
Schleusung in das Gebiet der DDR zu überführen.
Nach eingehender Analysierung aller Aufklärungsergebnisse und
Auswertung der uns seitens anderer Hauptabteilungen zugegangener
Informationen wurde ein Plan der operativen Maßnahmen zur
Schleusung des Objekts erarbeitet, welcher jedoch hinfällig
wurde, da das Objekt in der Zwischenzeit aus der uns bekannten
Wohnung in der Trautenaustraße Nr. 1 ausgezogen war. Hierauf
wurde - unter Auswertung von Informationen der HA V/5 und HA IX
- die neue Wohnunterkunft des Tetzner durch intensive
Beobachtung des Objekts bekannt, wobei die Aufklärung von der
uns bekanntgewordenen Arbeitsstelle - amer. Metallbaufirma
" Dexion ", Westberlin, Kurfürstendamm 220 - aus
aufgenommen wurde.
Daß Th. bei angeführter Firma tätig ist, konnte durch unsere
GM-Truppe in vergangenen Einsätzen wiederholt festgestellt
werden. Des weiteren wird dieses bestätigt durch Aussagen eines
von der HA V/5 festgenommenen österreichischen Staatsbürgers,
welcher in Westberlin von Thurow mit dem von der HA V/5 operativ
bearbeiteten Dalchow zusammengebracht wurde und in dessen
Auftrag DDR-Bürger nach Westberlin schleuste.
Der eben angeführte Fakt - die bestehende Verbindung des Th.
mit Dalchow beweist erneut, daß sich Th. an verbrecherischen
Handlungen gegen die DDR beteiligt.
Nicht zuletzt hat sic dies in der Vergangenheit bestätigt,
indem neben der Verbindung zu erwähntem Dalchow auch persönliche
Verbindungen des Objektes zu Pirrmann und Hildebrandt
nachgewiesen werden konnten.
Erwähnt seien hierbei die Aussagen des am 10.06.62
festgenommenen Willich, Gerhard - wonachsich Thurow an der am
selben Tage durchgeführten Grenzprovokation in Berlin-Treptow
beteiligt hat - sowie die Aussagen des von unseren
Sicherheitsorganen festgenommenen Terroristen Seidel, Harry.
Des weiteren beweist sich die verbrecherische Tätigkeit des
Objektes durch dessen Teilnahme an Hetzveranstaltungen reaktionärer
Organisationen, an seiner provokativen Tätigkeit im
Grenzabschnitt der Kompanie Drewitz sowie nicht zuletzt durch
seine Mitwirkung bei der Herausgabe von Hetzbroschüren, wie der
Broschüre " Kontrollpunkt Kohlhasenbrück ".
Geleitet von dem Gedanken, daß der Deserteur Thurow für seine
verbrecheerische Tätigkeit einer gerechten Strafe zugeführt
werden muß, wurde besonders in der letzten Zeit eine intensive
Aufklärung genannten Objektes durchgeführt, welche zu
folgenden Ergebnissen führte.
Thurow besitzt einen PKW neuester Bauart-Typ Opel Kadett mit dem
polizeilichen Kennzeichen B-TM 275, den dieser ständig - soweit
dies die Tage der Beobachtung betrifft - auch für die kürzesten
Fahrten - wie von seiner Unterkunft zu dem unweit hiervon
gelegenem Kino " Onkel Tom " - benutzt.
Genanntes Fahrzeug wird vom Objekt in der Riemeisterstraße -
ca. 55 bis 60 m von dem Eingang Riemeisterstraße 150 entfernt -
unter einer Straßenlaterne zum Parken abgesellt. Nur in einem
Fall - und zwar in den späten Abendstunden des 6. November -
wurde das Fahrzeug in der Straße am Hegewinkel vor der Nr. 113
gesehen, wobei vermutet werden muß, daß sich das Objekt an
diesem Tage in einem der hier befindlichen Häuser besuchsweise
aufgehlten haben muß. Die Straße am Hegewinkel befindetvsich
ebenfalls in unmittelbarer Nähe der Riemeisterstraße.
Eine Analyse aller bisherigen Aufklärungsergebnisse ergibt, daß
Thurow zu unterschiedlichen Zeiten abends in seine Unterkunft
zurückkehrt, wobei er sich öfters gegen 17.00 Uhr nach Hause
begibt, um noch einmal wegzufahren und zwischen 22.00 bis 23.00
Uhr zurückzukehren.
Es konnte bisher festgestellt werden, daß das Objekt sehr gern
das Kino " Onkel Tom " am U-Bahnhof " Onkel Toms
Hütte " unweit der Riemeisterstraße aufsucht, wobei
dieser zum Beispiel am Sonnabend, den 16. Novemberl gleich zwei
Vorführungen aufsuchte und gegen 1.30 Uhr mit seinem PKW in die
Unterkunft zurückkehrte.
Entsprechend der bisherigen Ergebnisse ist das Objekt in der
Riemeisterstraße 150 im 3. Stock bei einer Familie Müller
wohnhaft, wobei vermutet werden kann, daß dieser Müller mit
dem gleichnamigen Wohnungsinhaber in der Trautenaustraße 1, bei
welchem das Objekt wohnhaft war, identisch ist.
Für die bevorstehende Aktion ist von Interesse, daß Th. nach
den bisherigen Beobachtungsergebnissen stets allein in die
Unterkunft zurückkehrte und dabei vom bereits angeführten
Abstellplatz seines Fahrzeuges aus sich durch ein ca. 45 m
langes parkähnliches Gelände bis zu seiner Unterkunft begibt.
Der zu beschreitende Weg ist ca. 2,5 bis 3 m breit und mit
dichtem Buschwerk umgeben.
Auf dem angeführten Weg bestehen verhältnismäßig günstige
Bedingungen zur Liquidierung des Objekted, wobei jedoch beachtet
werden muß daß dieser Weg von der hier vorhandenen Straßenbeleuchtung
sehr stark erhellt wird. Zum Vorteil spricht jedoch, daß sich
zu beiden Seiten am Buschwerk des Weges Schatten ergeben, die
zur Überwältigung des Objektes günstig ausgenutzt werden können.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß sichder oben
beschriebene Weg durchaus für eine Überwältigung und
Liquidierung des Objektes Thurow eignet, was durch folgende
Momente unterstrichen wird:
-
Das Objekt kehrt nach allen bisherigen Beobachtungen in
der Regel ohne Begleitung und in den späten Abendstunden -
meist in der Zeit zwischen 22.00 und 23.00 Uhr - in seine
Unterkunft zurück.
-
Dir Riemeisterstraße wird bis gegen 22.00 Uhr nur mäßig
von Passanten beherrscht, während nach 22.00 sich nur noch
Passanten bewegen, die aus dem Kinobzw. von der U-Bahn
kommen. Es wurde festgestellt, daß im Durchschnitt ca. alle
10 Minuten zwei Passanten genannte Straße beherrschen.
-
Das Objekt muß, um in seine Unterkunft zu gelangen, durch
das bereits angeführte Parkgelände gehen, was sich für
eine Überwältigung durchaus eignet. Neben dem Parkgelände
wirkt die hier vorhandene Umgebung durch die bestehenden
Gartenanlagen sehr unübersichtlich.
-
Sollte sich trötzdem unvorhergesehen ein Passant während
der Überwältigung des Objektesdem Aktionsort nähern, so
kann dieses sehr schnell im umliegenden Gelände der
Einsichtnahme entzogen werden.Das Gleiche trifft auch für
unsere GM zu.
-
Entsprechend der hier vorgefundenen Bedingungen kann die
von uns durchgeeführte Aktion sehr leicht als ein Raubmord
vorgetäuscht werden.
-
Als letzes sei nochzu bemerken,daß auch günstige Fluchtmöglichkeiten
für unsere GM vorhanden sind.
Ablauf der geplanten Aktion:
Wie bereits aus den oben angeführten Momenten ersichtlich, ist
das hier vorgefundene Gebiet äußerst günstig für die Durchführung
der Aktion, d.h. die Überwältigung und Liquidierung des
Objektes Thurow. Die zur Liquidierung des Objektes beauftragten
GM sind äußerst zuverlässig und besitzen die politischen
sowie fachlichen Voraussetzungen um den ihnen übertragenen
Auftrag durchzuführen. Hierbei muß erwähnt werden, daß
seitens der GM öfters geäußert wurde, daß sie nicht
verstehen, daß man sich für die Habhaftwerdung des Objektes
solche Mühe mache, man sollte den Verbrecher einfach
liquidieren, da er so wie so keine mildere Strafe verdiene. Für
die Aktionsdurchführung sind die GM " Bodo Krause ",
" Kurt Luft " und " Maxim Dams " vorgesehen.
Aus vorgelegtem Bildmaterial sowie aus den stattgefundenen Aufklärungseinsätzen
ist das Objekt den GM,s bekannt, so daß es an der Identität
dieser Person keine Zweifel geben kann. In den in der
Vergangenheit durchgeführten Aufklärungseinsätzen konnten
sich die GM mit der unmittelbaren Umgebung des Aktionsortes
vertraut machen.
Zur Überwältigung bzw. Liquidierung des Objektes wird folgende
Variante vorgeschlagen:
-
die GM " Kurt Luft " und " Bodo Krause
" halten sich nach 22.00 Uhr in der gegenüber des
Hauses befindlichen Parkanlage auf. In dem Moment, indem der
PKW des Thurow in die Riemeisterstraße einbiegt, begibt
sich der GM " Kurt Luft " in das links vom Gehweg
befindliche Buschwerk und verhält sich so, daß er von
eventuell vorübergehenden Passanten nicht gesehen werden
kann, aber andererseits selbst den kommenden Th. erkennen
kann.
Der GM " Bodo Krause " begibt sich in Rightung des
Hauseinganges Riemeisterstraße XXX und geht von hier aus,
in dem Moment, wo T. seinen Wagen abschließt, diesem auf
dem gleichen Weg entgegen.
In dem Augenblick, wo T. die angeführten Parkanlagen in der
Höhe des sich dort befindlichen GM " Kurt Luft "
passiert, wird dieser ihn von hinten lautlos überwältigen
und liquidieren. Hierbei wird vom GM " Kurt Luft "
ein 1000gr Hammer benutzt. Berücksichtigt man dabei, daß
der T. sich auf die ihm entegenkommende Person konzentriert,
und nicht auf das beiderseitig des Weges befindliche
Buschwerk, so ist damit zu rechnen, daß die vom GM "
Kurt luft " zu überwindenden 2m, um an das Objekt
heranzukommen, von diesem aufgrund des Überraschungsmomentes
kaum wahrgenommen wird.
Der Weg des GM " Bodo Krause " dient gleichzeitig,
u m eine eventuelle Flucht des Th. in dieser Richtung zu
verhindern, sowie um den GM " Kurt Luft " vor
eventuellen Passanten aus dieser Richtung aurch akustische
Geräusche zu warnen.
-
Der GM " Maxim Dams " übernimmt die Sicherung
von der Riemeisterstraße aus ca. 50 bis 80 m oberhalb des
Weges, auf welchem das Objekt liquidiert wird. und warnt
ebenfalls durch akustische Zeichen vor eventuellen
Passanten.
-
Sollten Passanten sie Durchführung der Aktion gefähreden,
so verläßt der GM " Kurt Luft " seine Deckung im
Buschwerk nicht und verharrt dort so lange, bis sich T. in
seine Unterkunft begeben hat.
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Anderenfalls wird -wie bereits angeführt - von GM "
Kurt Luft " die Aktion mit Unterstützung des GM "
Bodo Krause " durchgeführt
-
Beide GM transportieren den liquidierten Th. ins Gebüsch
und nehmen dort an Th. Handlungen wahr, die anschließend
auf einen Raubmord schließen lassen.
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Nach erfolgreicher Aktionsdurchführung und Überprüfung
der eigenen Kleidung auf Merkmale, die auf die Aktion schließen
lassen könnten begeben sich die GM,s auf dem schnellsten
Weg unter Benutzung der U-Bahn/S-Bahn in das demokratische
Berlin zurück.
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Sollte in der vorgesehenen Aktionsnacht da Objekt nicht
allein erscheinen, bzw. er zu seiner Unterkunft nicht zurückkehren,
so werden die GM in westbln. Hotels bzw. Pensionen übernachten,
um an folgenden Tag erneut - nachdem ein Treff mit dem
Gruppenleiter in den Vormittagsstunden durchgeführt wird-
die Aktion wiederholen.
Ds gleiche trifft zu,wenn das Objekt bereits vor 22.00 Uhr
zurückkehrt und am Aktionsort noch starker Passantenverkehr
vorherrscht.
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Die GM-Truppe wird - unter Berücksichtigung dessen, daß
seitens der GM,s selbst die Initiative zur Liquidierung des
t. ausgelöst wurde - in Hinsicht der geplanten
Aufgabenstellung eingehend belehrt und der Plan der Aktion
in allen Einzelheiten mit ihnen durchgesprochen.
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Verantwortlich für die Einweisung der GM - die ohne
schriftlichen Auftrag erfolgt - sind Hptm. Nilius und
Leutnant Gerth.
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