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DDR Wissenschaft in der Ost-Berliner
Friedrich-Wilhelms-Universität
(ab 1949 Humboldt-Universität)
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Rückblick: Parteiorientierte
wissenschaftliche Verfälschungen und
„die 68-Bewegung, Rudi Dutschke und die RAF“
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"Dies
Pulver soll DNA sein? Genossen, ihr irrt. Säuren sind
flüssig." (Lyssenko etwa 1960)
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Nach
der Augustsitzung der Lenin-Akademie 1948 begann nicht nur in der
Sowjetunion selbst ein dramatischer Umgestaltungsprozeß
innerhalb der Biologie, sondern der Lyssenkoismus wurde auch in alle
Staaten des sowjetischen Einflussbereiches "exportiert". Ebenso wurde
der Lyssenkoismus in der DDR propagiert und das gesamte
Wissenschaftsestablishment der DDR hat sich dieser Propaganda entzogen.
Man
kann also einen starken Einfluß des Lyssenkoismus in der DDR
bis Mitte des fünfziger Jahre und in Teilbereichen wie der
Humangenetik bis Anfang der sechziger Jahre feststellen. Die Jahre
zwischen 1955 und 1963 waren bestimmt von den
Versuchen
die Parteilinie und die marxistische Philosophie wieder in
Übereinstimmung mit den naturwissenschaftlichen Theorien zu
bringen.
Die
Schwierigkeit, den Lyssenkoismus zu fassen, entsteht nicht zuletzt
dadurch, daß es in der DDR und in den anderen sozialistischen
Staaten nie gelang eine umfassende Kritik der eigenen
Lyssenkoismus-Geschichte zu erstellen.
Inhaltlich
kehren zwischen 1955 und 1963 die Wissenschaftler, etwas
später die Lehrer und schließlich die marxistischen
Philosophen zwar zur Genetik zurück, aber die Fehler, das
Versagen, der Mißbrauch der Partei und vieler einzelner im Bildungswesen wird nicht thematisiert,
geschweige denn, daß irgendwer zur Rechenschaft gezogen
würde.
Bereits
1948 wurden Studenten vom Ost-Berliner
Friedrich-Wilhelms-Universität (ab 1949
Humboldt-Universität) wegen kritischer
Veröffentlichungen in der Studentenzeitung "Colloquium" die
Zulassung zum Studium in der sowjetischen Besatzungszone entzogen.
Einige der Kommilitonen, die gegen die andauernde politische
Gängelung und parteiorientierten wissenschaftlichen
Verfälschungen protestierten.
Eine
Antwort darauf war unter anderem die Verhaftung mehrerer Studenten
durch die sowjetische Geheimpolizei NKWD im März 1947. Die
Urteile des sowjetischen Militärtribunals in
Berlin-Lichtenberg lauteten jeweils fünfundzwanzig Jahre
Zwangsarbeit und wurden mit angeblicher Bildung einer
„Untergrundbewegung an der Universität
Berlin“, sowie angeblicher Spionage
begründet.
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18 weitere Studenten und Lehrende wurden zwischen 1945 und 1948
verhaftet oder verschleppt, viele blieben wochenlang verschwunden.
Einige brachte man sogar in die Sowjetunion und richtete sie dort hin.
Der
Ruf nach einer neuen Universität in den Westsektoren wird
unüberhörbar. Die Gründung der Freien
Universität im Herbst 1948 ist ein Abenteuer und wegen der
Berlin-Blockade auch ein politisches Wagnis.
Es gibt kaum Geld, kaum Räume. An einen
ordnungsgemäßen Lehrbetrieb ist am Anfang nicht zu
denken. Studenten und Professoren tragen gemeinsam Möbel,
streichen Wände oder besorgen Bücher. Es soll ein
demokratischer Neuanfang werden, von Lernenden und Lehrenden gemeinsam
getragen. Der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay,
Vater der Luftbrücke, trug hier entscheidend zum Gelingen bei.
20
Jahre später, 1968, haben sich viele der Studenten (siehe Rudi
Dutschke) der ersten Stunde ihren Traum erfüllt, tragen
Verantwortung in der Bundesrepublik - wie Ernst Benda, einstmals
Jurastudent und nun Bundesinnenminister. Doch die Freie
Universität ist jetzt Ausgangspunkt der Studentenunruhen.
„Die 68-Bewegung, Rudi Dutschke und die RAF“
Alfred
Willi Rudolf Dutschke wurde am 7. März 1940 in
Schönfeld, Mark Brandenburg geboren. Nach dem Abitur in
Luckenwalde wollte der begeisterte Leichtathlet zunächst
Sportjournalismus an der Universität Leipzig studieren. Er
erhielt jedoch keinen Studienplatz, weil er den Wehrdienst in der
"Nationalen Volksarmee" (NVA) der Deutschen Demokratischen Republik
(DDR) verweigert hatte.
Daraufhin pendelte Dutschke ab 1960 regelmäßig nach
West-Berlin, um das West-Abitur nachzuholen. Er wollte in der
Bundesrepublik studieren. Als im August 1961 in Berlin die Mauer gebaut
wurde, blieb Dutschke im Westen und schrieb sich im Wintersemester
1961/62 an der Freien Universität Berlin für das Fach
marxistische Soziologie ein. Er gilt als bekanntester
Wortführer der westdeutschen und West-Berliner
Studentenbewegung der 1960er Jahre.
Um auf
sich und seine Interessen aufmerksam zu machen, musste man auffallen:
Sitzblockaden, sogenannte Sit-ins, Demonstrationsmärsche und
Sprechchöre schienen die geeigneten Mittel dazu zu sein.
Demonstrationsparolen wie "USA aus Vietnam raus!" oder "Ho, Ho, Ho Chi
Min!" stehen noch heute symbolisch für die 1968er-Bewegung.
Ausführlich
befasste er sich mit marxistischen und sozialistischen Theorien von
Lenin, Marx und Lukács. Daneben verfasste er selbst
Theorien. Er war einer der Hauptvertreter der "Neuen Linken" in der
Bundesrepublik.
1973
promovierte er in Berlin mit der Arbeit "Zur Differenz des asiatischen
und westeuropäischen Weges zum Sozialismus". Ein Jahr
später veröffentlichte er eine
populärwissenschaftliche Fassung seiner Dissertation
über den Marxisten Lukács. In dem Buch beschreibt
Dutschke seine Vorstellung von einem deutschen Weg zum Sozialismus.
Die
Tatsache, dass es einen Zusammenhang zwischen der 68-Bewegung und der RAF gibt, ist
inzwischen unbestreitbar.
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Das plante die Stasi: Offiziell eine
Studie der Ost Berliner Humboldt-Universität. –
Giftmord beim Sex, mit Tampons während der Menstruation, in
der Sauna. Selbst Babys waren nicht sicher.
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Mit
anderen Worten: Das Konzept, in einem hochindustrialisierten
westeuropäischen Land wie der Bundesrepublik eine eigene
Guerillagruppe aufbauen zu wollen, ist vermutlich nicht einfach als
Zerfalls- und Verzweiflungsprodukt der 68er-Bewegung zu
erklären.
Da sich
Dutschke als Revolutionär begreift, geht es ihm nicht um
Reformen, mit denen aus seiner Sicht nur das Ziel verfolgt werden kann,
die bestehende Herrschaft weiter zu perfektionieren, sondern um den
Sturz der Klassengesellschaft als solcher. Der Einsatz gewaltsamer
Mittel legitimiert sich allein durch die Orientierung an der
Abschaffung von Gewaltverhältnissen insgesamt.
Revolutionäre Gewalt versteht er immer als "Gegengewalt".
Das
Schlagwort, von dem er am häufigsten Gebrauch macht, lautet
deshalb "direkte Aktion". Ihm kommt es darauf an, durch
möglichst genau geplante Einzel- oder Gruppenaktionen solche
Nervpunkte zu treffen, durch die im Gegenzug das Gewaltpotential der
Polizei und damit das des autoritären Staates herausgekitzelt
wird.
Er
setzt eine Apologie des bewaffneten Kampfes: "Die volle Identifikation
mit der Notwendigkeit des revolutionären Terrorismus und der
revolutionären Kampfes in der Dritten Welt ist
unerlässliche Bedingung für den Befreiungskampf der
kämpfenden Völker und die Entwicklung der Formen des
Widerstands bei uns.
In
einem Interview erklärt er: "Wir kennen nur einen Terror
– das ist der Terror gegen unmenschliche Maschinerien. Die
Rotationsmaschinerie von Springer in die Luft zu jagen und dabei keine
Menschen zu vernichten, das scheint mir eine emanzipierende Tat."
Eines
ist unbestreitbar: Der Begriff "Stadtguerilla" ist im deutschen
Sprachraum erstmals von Dutschke verwendet worden – zu einer
Zeit, als er erst ein Jahr lang SDS-Mitglied war. Mit seiner Adaption
von Che Guevaras Focustheorie, die er im Anschluss an die illegale
Plakataktion "Amis raus aus Vietnam" propagierte, zielte er, wie seine
im Nachlass aufgefundenen Notizen belegen, bereits im Februar 1966 auf
den Aufbau einer städtischen Guerilla.
Trotz
aller Beziehungen, die er zu jenen inhaftierten RAF-Mitgliedern
pflegte, die er wie etwa Jan-Carl Raspe aus der Zeit vor dem Attentat
kannte, war Dutschke zumindest anfangs kein politischer Gegner der RAF.
Erst wenige Tage nach der Entführung Hanns- Martin Schleyers
kam ein Umdenken und Dutschke schreibt in der Zeit: "Wenn verzweifelte
oder beauftragte Desperados schreiben: 'Schafft viele
revolutionäre Zellen! Schafft viele Buback', so kann ein
Sozialist nur sagen:
Höher kann die Zerstörung der
kritisch-materialistischen Vernunft nicht mehr gehen." In einem
Interview wird er noch ungehaltener und erklärt: "Terrorismus
ist reiner Mord; er ist gegen die sozialistische Ethik." Und auf einer
Tagung der sozialdemokratischen Zeitschrift L 76: "Diese individuellen
Terroristen [...] denken nicht an soziale Emanzipation, die denken
nicht an eine Befreiung des Volkes. Sie wollen töten."
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Während
Dutschke vor allem Theoretiker der Stadtguerilla war, so ist im
Unterschied zu ihm Dieter Kunzelmann der Erste gewesen, der mit einem
solchen Konzept auch praktisch Ernst gemacht hat. Er
begründete im Herbst 1969 mit den "Tupamaros West-Berlin" die
erste Gruppierung, die bereits ein halbes Jahr vor Entstehung der RAF
in den Untergrund gegangen ist. Dutschke und Kunzelmann stammten beide
bekanntlich aus ein und derselben Gruppierung, der kaum mehr als zwei
Dutzend Mitglieder zählenden "Subversiven Aktion".
Wer also die
Wurzeln des bewaffneten Kampfes weiter zurückverfolgen will,
der kommt nicht umhin, einer Spur nachzugehen, die in jene
avantgardistische Gruppierung führt, die aus dem
Traditionsstrom der europäischen Postavantgarde, genauer dem
Situationismus, hervorgegangen ist. Bei allen Anstrengungen, die
bislang unternommen worden sind, um die Entstehung der RAF zu
ergründen, ist jedenfalls die Tatsache, dass Theorie und
Praxis der Stadtguerilla in Deutschland zunächst einmal auf
Dutschke und Kunzelmann und damit auf zwei Protagonisten der
Subversiven Aktion und die vielleicht wichtigsten Akteure der
68er-Bewegung, soweit sie sich jedenfalls als Antiautoritäre
begriffen, zurückzuführen sind, bisher
sträflich vernachlässigt worden.
Dutschke
reist in den 70er Jahren verschiedene Male in die DDR, wo er unter
anderem auch Kontakt zu Wolf Biermann und Robert Havemann
aufnimmt. weiter zu
"RAF"....>>>
Während
des sogenannten Prager Frühlings
reist Dutschke nach Prag.
Ein Student
erinnert sich:
Der
Vortragende hieß, wie ich hörte, Rudi Dutschke. Mein
erster Eindruck war: Der junge Mann ist offensichtlich ein Kommunist -
denn er benutzte Ausdrücke wie sie. Fortwährend
hörte man etwas von der arbeitenden Bevölkerung, von
Ausbeutung, von Volksmassen, vom Imperialismus und von all diesem Zeug,
so wie es immer noch in unseren Lehrbüchern stand, die wir
nicht mehr, oder nur mit Widerwillen lasen. Aber es war doch etwas
Faszinierendes an ihm. Ich begriff schnell, dass es nicht das war, was
er redete, sondern wie er es sagte, was mich beeindruckte. Und
allmählich hörte ich, dass sein Vortrag Hand und
Fuß hatte. Es ging um Vieles. Er analysierte die
Gesellschaft, aus der er kam und machte auch Vorschläge, wo es
hingehen sollte. Und dann fragte er auch uns, er wollte von uns etwas
hören, von unseren Erfahrungen und Einschätzungen.
Ich
fühlte mich gleich berufen, ihm alles, was uns damals
beschäftigte, zu erklären. Die Gesellschaft in Prag
war im April 1968 im Aufbruch. Und wer sollte es ihm erklären,
wenn nicht ich. Ich war Student, wie Tausende andere, aber das, was ich
seit vier Jahren studierte, prädestinierte mich dazu, das Wort
zu ergreifen. weiter zu "Prager
Frühling 1968".....>>>
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Literatur:
Kindererziehung. - Pro und Kontra "Kinderkrippe" -.
Klaus-Peter Kolbatz, Book on Demand - 132 Seiten; Erscheinungsdatum:
2007, ISBN-10: 3833498900
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