Hinrichtung Saddam Hussein
von Klaus-Peter Kolbatz (15.01.2007)
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Das staatliche Fernsehen im Irak zeigte Bilder und Videos von Saddams Hinrichtung.
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Im folgenden die wichtigsten Stationen im Leben Saddams.
28. April 1937 - Saddam Hussein wird in dem Dorf Al-Audscha nahe Tikrit rund 150 Kilometer nördlich von Bagdad geboren.
Oktober 1956 - Saddam schließt sich einem Aufstand gegen die pro-britischen Herrscher an und wird Mitglied der pan-arabischen, säkularen Baath-Partei.
Oktober 1959 - Ein Jahr nach dem Sturz der Monarchie beteiligt er sich am Mordversuch am damaligen Ministerpräsidenten und flieht anschließend ins Ausland.
Februar 1963 - Saddam kehrt nach Bagdad zurück, nachdem die Baath-Partei in einem Militärputsch die Macht übernommen hat. Neun Monate später wird die Baath-Führung ihrerseits gestürzt, Saddam festgenommen und inhaftiert. Noch im Gefängnis wird er zum stellvertretenden Generalsekretär der Partei gewählt.
Er stammte aus kleinen Verhältnissen und wollte hoch hinaus
Juli 1968 - Saddam ist an der Vorbereitung des Putsches beteiligt, der den damaligen Präsidenten stürzt und die Baath-Partei zurück an die Macht bringt.
März 1975 - Als Vizepräsident des Revolutionären Kommandorates (RCC) unterzeichnet er Grenzabkommen mit dem iranischen Schah, der die Unterstützung für aufständische Kurden im Irak einstellt. Die Revolte der Kurden bricht daraufhin zusammen.
16. Juli 1979 - Saddam übernimmt die Macht, nachdem der damalige Präsident als Vorsitzender des RCC zurücktritt.
22. September 1980 - Nach Grenzkonflikten mit dem mittlerweile islamistischen Iran zieht Saddam gegen das Nachbarland in einen Krieg, der acht Jahre dauern wird.
16. März 1988 - Die Armee greift das irakische Kurden-Dorf Halabdscha mit Nervengas an. 5000 Menschen werden innerhalb weniger Stunden getötet.
20. August 1988 - Im Krieg mit dem Iran tritt ein Waffenstillstand offiziell in Kraft, die Übergriffe auf Kurden dauern aber an.
16. März 1988 - Die Armee greift das irakische Kurden-Dorf Halabdscha mit Nervengas an. 5000 Menschen werden innerhalb weniger Stunden getötet.
20. August 1988 - Im Krieg mit dem Iran tritt ein Waffenstillstand offiziell in Kraft, die Übergriffe auf Kurden dauern aber an.
2. August 1990 - Saddam befielt den Einmarsch in Kuwait. Der UN-Sicherheitsrat verhängt daraufhin Sanktionen gegen den Irak.
17. Januar 1991 - US-geführte Truppen beginnen mit Luftangriffen auf den Irak und das besetzte Kuwait den ersten Golfkrieg. Die Kämpfe gehen am 28. Februar mit der Vertreibung irakischer Truppen aus Kuwait zu Ende.
Saddam entschuldigt sich 2002 für Invasion im Irak
15. Oktober 1995 - Saddam entscheidet ein Referendum für sich und wird ohne Gegenkandidaten mit 99 Prozent der Stimmen zum Präsidenten bestimmt.
15. Oktober 2002 - Bei einem Referendum für die nächste Amtszeit gewinnt der Präsident offiziellen Wahlergebnissen zufolge mit 100 Prozent der Stimmen.
7. Dezember 2002 - Saddam entschuldigt sich für die Invasion in Kuwait, macht aber dennoch die Führung des Golfemirats für den Konflikt verantwortlich. Kuwait lehnt die Entschuldigung ab.
Februar 2003 - In seinem ersten Interview seit mehr als zehn Jahren weist Saddam die Vorwürfe zurück, der Irak verfüge über verbotene Waffen oder habe Verbindungen zu Al-Kaida.
20. März 2003 - Die USA ziehen gegen den Irak in den Krieg.
9. April 2003 - US-Truppen erobern das Zentrum von Bagdad. Saddams 24-jährige Herrschaft geht zu Ende.
22. Juli 2003 - Das US-Militär bestätigt den Tod von Saddams Söhnen Udai und Kusai bei Gefechten in Mossul.
Im November 2005 wird Saddam für schuldig befunden
14. Dezember 2003 - Die USA melden die Gefangennahme Saddams.
19. Oktober 2005 - Das Verfahren gegen Saddam wird eröffnet. Ihm werden wegen des Massakers an Schiiten in Dudschail Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Saddam erklärt sich für nicht schuldig.
21. August 2006 - Saddam verweigert zu Beginn des Verfahrens wegen Kriegsverbrechen an Kurden ein Plädoyer auf schuldig oder nicht schuldig.
5. November 2005 - Ein Gericht in Bagdad befindet Saddam in dem Dudschail-Verfahren für schuldig. Das Urteil lautet Tod durch den Strang.
26. Dezember 2006 - Ein irakisches Berufungsgericht bestätigt Schuldspruch und Todesurteil. Das Urteil soll binnen 30 Tagen vollstreckt werden.
28. Dezember - Saddam verabschiedet sich von zwei ebenfalls in US-Haft einsitzenden Halbbrüdern und übermittelt seiner Familie Botschaften. Laut seinem Anwalt will er als Märtyrer sterben.
30. Dezember - Das Todesurteil wird vollstreckt. Saddam stribt durch den Strang.
Der hingerichtete ehemalige irakische Machthaber Saddam Hussein ist nach übereinstimmenden Angaben des arabischen Nachrichtensenders Al Dschasira und des US-Fernsehsenders CNN in aller Frühe am Sonntagmorgen in Tikrits Stadtteil Awja beigesetzt worden. Ein CNN-Korrespondent war bei der Zeremonie anwesend. Al Dschasira berief sich auf Angaben aus dem engsten Familienkreis.
Laut CNN waren zu der Beerdigung, die gegen Tagesanbruch stattfand, etwa 100 Menschen gekommen. Auch der Gouverneur der Provinz Salaheddin habe teilgenommen, berichtete der CNN- Korrespondent.
Saddam sei auf dem selben Friedhof begraben worden, auf dem auch seine im 2003 bei einem Gefecht mit US-Soldaten getöteten Söhne Udai und Kusai liegen. Die Leiche Saddams war nach Medienberichten am Samstagabend von dem US-Militär Stammesführern übergeben und nach Tikrit gebracht worden.
Der 69-Jährige wurde Samstagfrüh wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch den Strang hingerichtet. Reue habe Saddam nicht gezeigt, berichtete der Sicherheitsberater der irakischen Regierung, Muwaffak al-Rubai. Das irakische Staatsfernsehen zeigte Videoaufnahmen, wie Saddam, der das Land als Staats- und Parteichef mit eiserner Hand fast 24 Jahre lang beherrscht hatte, zum Galgen geführt und ihm der Strick um den Hals gelegt wurde.
Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki erklärte, die Hinrichtung von Saddam Hussein "beendet ein dunkles Kapitel" der irakischen Geschichte. Die Justiz habe die Todesstrafe im Namen des Volkes am "kriminellen Saddam" vollstreckt, betonte al-Miliki in einer Erklärung. Saddam habe das Schicksal "aller Tyrannen" geteilt.
Europäer kritisieren die Hinrichtung
US-Präsident George W. Bush sprach von einem Meilenstein auf dem Weg zu einem demokratischen Irak. Gegner der Todesstrafe, darunter die Bundesregierung, waren sich weltweit in ihrer Kritik an der Hinrichtung einig.
"Wir respektieren das Urteil", aber es sei bekannt, dass die Bundesregierung grundsätzlich gegen die Todesstrafe sei, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. Auch der finnische Außenminister und EU-Ratsvorsitzende Erkki Tuomioja sagte, zwar sei Saddam für schwere Verletzungen der Menschenrechte verantwortlich, das rechtfertige aber die Todesstrafe nicht.
Saddam war am 5. November zusammen mit seinem Halbbruder Barsan al-Tikriti und dem Ex-Richter Awad al-Bandar wegen des Massakers an 148 Schiiten in dem Ort Dudschail im Juli 1982 zum Tode verurteilt worden. Die Hinrichtung der beiden Mitangeklagten wurde verschoben.
Der Samstag solle "allein mit der Hinrichtung Saddams in historischer Erinnerung bleiben", sagte al-Rubai. Die vom Fernsehen ausgestrahlten Videobilder zeigen zwei mit Henkersmützen maskierte Männer, die Saddam ein schwarzes Tuch um den Hals binden und ihn dann mit auf dem Rücken gefesselten Händen zum Galgen führen. Die Scharfrichter, die ihm offensichtlich die Prozedur erläutern, legen ihm die Schlinge um den Hals und ziehen sie zu. Saddam im schwarzen Mantel über einem weißen Hemd wirkt auf den Bildern gefasst und nachdenklich. Einige Male schluckt er.
Die eigentliche Hinrichtung, die nach Informationen des Senders Al- Arabija in einem Gebäude des Militärgeheimdienstes im Stadtteil Kadhimija, erfolgte, wird nicht gezeigt.
Chronik des Todes
Trotz einer Ausgangssperre zogen vorwiegend in schiitischen Vierteln Bagdads jubelnde Iraker auf die Straße. Autofahrer stimmten Hupkonzerte an. Vereinzelt wurden auch Freudenschüsse in die Luft gefeuert. Gejubelt wurde auch den Kurdengebieten im Norden des Landes. In Tikrit, der Heimatstadt Saddams, kam es zu kleineren Protesten. Dort forderten seine Anhänger, dass der Leichnam nach Tikrit gebracht wird.
Saddam war nur kurz vor seinem Tod aus amerikanischem Gewahrsam den irakischen Behörden übergeben worden. Ein US-Bezirksgericht in Washington hatte in der Nacht einen Antrag der Anwälte Saddams abgelehnt, mit dem diese in letzter Minute einen Aufschub der Hinrichtung erreichen wollten.
Der Diktator war im April 2003 von einer US-geführten Streitmacht gestürzt worden. Nach der Einnahme Bagdads tauchte er unter. Er wurde - mit wirren Haaren und langem Bart - erst im Dezember 2003 von US- Soldaten in einem Erdloch nahe Tikrit entdeckt. Im Oktober 2005 wurde der Prozess gegen den gestürzten Diktator und sieben seiner Gefolgsleute vor dem Sondertribunal in Bagdad eröffnet.
Unterdessen kamen bei neuer Gewalt im Irak mindestens 45 Menschen ums Leben. Wenige Stunden nach der Hinrichtung tötete ein Autobombenanschlag in der südirakischen Stadt Kufa mindestens 30 Menschen. Mindestens 15 weitere Menschen starben, als in verschiedenen Schiiten-Vierteln in Bagdad nahezu zeitgleich ebenfalls drei Autobomben explodierten.
Entgegen ersten Berichten fand die erwartete Exekution seines Halbbruders und eines Ex-Richters noch nicht statt. Wie der Sicherheitsberater der irakischen Regierung, Muwaffak al-Rubai, dem US-Sender CNN sagte, wurde die Vollstreckung der Todesurteile gegen Saddams Halbbruder Barsan al-Tikriti und den früheren Richter Awad al-Bandar verschoben. Dieser Samstag solle "allein mit der Hinrichtung Saddams in historischer Erinnerung bleiben".
Gebrochen, aber nicht reuig
Saddam sei mit einem
Koran in gefesselten Händen in den Hinrichtungsraum geführt worden, sagte
Al-Rubai. Kurz vor seinem Tod sei ihm nochmals das Urteil und dessen Bestätigung
durch ein Berufungsgericht verlesen worden. Saddam habe wie ein
"gebrochener Mann gewirkt", habe aber keine Reue gezeigt, berichtete
Al-Rubai. Er habe es abgelehnt, mit verhülltem Kopf zu sterben.
Seine letzten Worte richtete Saddam Hussein laut dem Richter Munir Haddad an das irakische Volk: "Ich hoffe, dass Ihr geeint bleiben werdet und ich warne Euch, vertraut der iranischen Koalition (der schiitischen Regierung) nicht, diese Leute sind gefährlich", habe der Todeskandidat gesagt. Und dann: "Ich habe vor niemandem Angst."
Die Hinrichtung habe internationalem, irakischem und muslimischem Recht entsprochen, sagte Al-Rubai. "Von A bis Z" sei alles gefilmt und auf Fotos festgehalten worden.
Video im Staatsfernsehen ausgestrahlt
Der staatliche
Fernsehsender "Al-Irakija" strahlte die Bilder am Samstagvormittag
aus. Sie zeigten zwei mit Henkersmützen maskierte Männer, wie sie dem 69-Jährigen
ein schwarzes Tuch um den Hals binden und ihn dann mit auf dem Rücken
gefesselten Händen in einen Raum zum Galgen führen.
Die Scharfrichter, die ihm offensichtlich die Prozedur erläutern, legen ihm dann die Schlinge um den Hals und ziehen sie an. Danach wurde die Ausstrahlung abgebrochen. Saddam, der in einen schwarzen Mantel gekleidet war und dessen Kopf unverhüllt blieb, wirkte gefasst und nachdenklich.
Nach Einschätzung von ZDF-Korrespondent Ulrich Tilgner werde sich nach dem Tod Saddam Husseins an der verfahrenen Situation im Irak nichts ändern. "Die Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten haben in Bagdad bürgerkriegsähnliche Formen angenommen". Die Anschläge am Samstag hätten dabei offenbar nicht unmittelbar mit der Hinrichtung zu tun. "Es war Alltag", sagte Tilgner im ZDF.
Streit um Bestattung
Unklar ist noch, wo
Saddam bestattet wird. Wie Anwalt Curtis Doebbler dem US-Sender CNN sagte, wolle
die irakische Regierung den Leichnam Saddams nicht der Familie übergeben,
sondern in einem anonymen Grab beisetzen. Dagegen forderte eine Tochter Saddams
die vorübergehende Beisetzung im Jemen. Wenn es die politischen Verhältnisse
erlauben, solle ihr Vater dann später im Irak seine letzte Ruhe finden.
Auch der Zeitpunkt der Bestattung ist unklar. Im Islam sollte ein Mensch, der vor zwölf Uhr mittags gestorben ist, möglichst noch am selben Tag beerdigt werden. Dies ist aber nicht bindend. Saddam war am Samstag gegen 04.00 Uhr Ortszeit hingerichtet worden.
In den ersten Stunden nach der Hinrichtung blieb
die Lage im Irak nach Medienberichten weitgehend ruhig. Nur vereinzelt seien
Iraker in der Hauptstadt Bagdad trotz einer nächtlichen Ausgangssperre auf die
Straße gegangen und hätten Freudenschüsse in die Luft abgegeben, berichtete
der Nachrichtensender Al-Arabija.
Kleinere Proteste
In einigen sunnitischen Gebieten verhängte die
Polizei Ausgehverbote, um Unruhen zu verhindern, darunter in der Heimatstadt von
Saddam Hussein, Tikrit, und in Samarra. Mehrere hundert Demonstranten forderten
in Tikrit die Überführung des Leichnams in den Heimatort des Ex-Diktators.
Kurz zuvor hatten die Scheichs des Tikriti-Stammes und der Rat der rund 175 Kilometer nördlich Bagdads gelegenen Stadt gefordert, der Leichnam solle mit einem US-Flugzeug nach Tikrit gebracht werden. Sie befürchten offenbar, die Leiche könnte von Exremisten - etwa schiitischen Milizionären - entführt und geschändet werden.
Der irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki begrüßte die Hinrichtung Saddams. "Im Namen des irakischen Volkes wurde mit der Hinrichtung des Verbrechers Saddam dem Gesetz genüge getan", erklärte er wenige Stunden nach Vollstreckung des Todesurteils. Dies sei eine Lehre für alle Despoten, die Verbrechen am eigenen Volk begingen. Gleichzeitig rief Maliki die Iraker erneut zur nationalen Versöhnung auf.
US-Gericht lehnte Aufschub ab
Saddam war wenige
Stunden vor seinem Tod durch den Strang aus amerikanischem Gewahrsam den
irakischen Behörden übergeben worden. Dies war eine Voraussetzung für die
Vollstreckung des Urteils. Anzeichen für eine baldige Hinrichtung war auch die
Aufforderung an die Anwälte Saddams gewesen, die persönliche Habe des
Todeskandidaten aus dem Gefängnis abzuholen.
Ein US-Bezirksgericht in Washington hatte in der Nacht einen Antrag der Anwälte Saddams abgelehnt, mit dem diese in letzter Minute einen Aufschub der Hinrichtung erreichen wollten. Anwalt Doebbler sprach in einem Interview des US-Senders CNN von einem "ungewöhnlichen Schritt" des US-Gerichts. Die bevorstehende Hinrichtung Saddams nannte er eine Ungerechtigkeit, an die man noch lange denken werde.
Fast 24 Jahre Präsident
Saddam Hussein
beherrschte den Irak als Staats- und Parteichef ab 1979 fast 24 Jahre lang mit
harter Hand. Im April 2003 war er von einer von den USA geführten Streitmacht
gestürzt worden. Nach der Einnahme Bagdads versteckte er sich in der Nähe
seiner Heimatstadt Tikrit, wo er erst im Dezember 2003 von US-Soldaten in einem
Erdloch entdeckt wurde. Im Oktober 2005 wurde der Prozess gegen den gestürzten
Diktator und sieben seiner Gefolgsleute vor dem Sondertribunal in Bagdad eröffnet.
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