"Überall Leichen, überall
Tod"
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Um die Moral der Bevölkerung zu brechen, inszenierten die
Engländer ab 1942 den permanenten Bombenterror gegen deutsche
Städte. Etwa eine halbe Million Zivilisten kamen in Bombenhagel und
Feuerstürmen um - die meisten in Hamburg, Dresden und Berlin.
"Wir bomben Deutschland, eine Stadt nach der anderen,
immer schwerer, um euch die Fortführung des Krieges unmöglich zu
machen. Das ist unser Ziel. Wir werden es unerbittlich verfolgen.
Stadt für Stadt: Lübeck, Rostock, Köln, Emden, Bremen,
Wilhelmshaven, Duisburg, Hamburg - und die Liste wird immer
länger."
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AUS EINEM VON LUFTMARSCHALL ARTHUR HARRIS UNTERSCHRIEBENEN
FLUGBLATT, DAS IM SOMMER 1942 MASSENHAFT ÜBER DEUTSCHLAND
ABGEWORFEN WURDE
Die Generalprobe findet über Lübeck statt. In der Nacht zum
29. März 1942, Palmsonntag, greifen englische Bomber die Hansestadt
an der Trave an. Spätabends um 16 Minuten nach 11 Uhr schrillen die
Sirenen, doch die meisten der 150 000 Lübecker nehmen das Geheul
nicht sonderlich ernst. Mehr als 200-mal schon seit Kriegsbeginn
hatte es Fliegeralarm gegeben, nie war eine Bombe gefallen.
Doch diesmal ist es ernst. Lübeck ist vom englischen
Bomberkommando als erstes Opfer einer neuen strategischen
Luftoffensive ausersehen. An der engen, verwinkelten Altstadt mit
ihren Fachwerkhäusern wollen die Briten ausprobieren, ob es
gelingt, mit Hilfe von Spreng- und Brandbomben ganze Städte in
Schutt und Asche zu legen - um so die Deutschen an der Heimatfront
zu demoralisieren.
Der Chef des britischen Bomberkommandos, Luftmarschall Arthur
Harris, will einen Geheimbefehl des englischen Luftstabes umsetzen,
den er bei seinem Amtsantritt im Februar vorgefunden hat: "Es
ist beschlossen worden, dass Ihr Hauptangriffsziel von nun an die
Moral der feindlichen Zivilbevölkerung, vor allem der
Arbeiterschaft, sein soll." Bis Kriegsende werden 161 deutsche
Städte diese Order zu spüren bekommen.
In zwei Wellen entladen die Bomber ihre tödliche Fracht -
insgesamt 300 Tonnen Spreng- und Brandbomben. Schon nach dem ersten,
knapp 20 Minuten dauernden Angriff stellen zahlreiche Großbrände
die Feuerwehr vor eine unlösbare Aufgabe. Der Feuerwehrchef fordert
Verstärkung aus Kiel an, mehr als 200 Motorspritzen mit 2000 Mann
sollen den verzweifelten Lübecker Kollegen helfen. Doch als sie
eintreffen, ist es längst zu spät: Eine Viertelstunde nach
Mitternacht rollt die zweite Angriffswelle heran. Fast drei Stunden
dauert das Bombardement, danach ist die Marzipanstadt nur noch ein
rauchendes Trümmerfeld.
Die Schadensbilanz: 320 Tote, 784 Verletzte, 1425 Wohnhäuser
sind zerstört, auch unersetzbare Kunstschätze wie der Dom aus dem
12. Jahrhundert, die kostbare Marienkirche sowie zahlreiche
Bürgervillen, darunter das Haus der "Buddenbrooks". Die
Brandbombe hat ihre Generalprobe bestanden.
"Wir sind noch am Leben", beschreibt eine
Lübeckerin die Schreckensnacht, "aber diese Nacht werden wir
nie vergessen. Vor uns, neben uns und hinter uns gingen die Häuser
in Flammen auf. Brandbomben hagelten nur so herunter, dann wieder
Sprengbomben, sogar Luftminen."
Ein paar Tage später wendet sich aus dem kalifornischen Exil
der Lübecker Thomas Mann über Rundfunk an seine Landsleute. Der
Autor der "Buddenbrooks" bedauert zwar die Schäden in
seiner Heimatstadt, "aber ich denke an Coventry und habe nichts
einzuwenden gegen die Lehre, dass alles bezahlt werden muss. Hat
Deutschland geglaubt, es werde für die Untaten, die sein Vorsprung
in der Barbarei ihm gestattete, niemals zu zahlen haben?"
234 Bomber hatte Harris gegen Lübeck fliegen lassen, doch er
träumt in ganz anderen Dimensionen: Am Abend des 30. Mai 1942 heben
von englischen Flugplätzen 1047 Maschinen, beladen mit fast 1500
Tonnen Bomben, davon zwei Drittel Brandbomben, Richtung Köln ab.
Mit dem Monsterangriff, an dem mehr als 5000 Piloten,
Bombenschützen, Funker und Navigatoren beteiligt sind, will der
Luftmarschall nicht nur den Deutschen, sondern auch den Kritikern
des flächendeckenden Bombenkriegs daheim demonstrieren, wozu seine
Luftwaffe fähig ist.
Harris hat Premierminister Winston Churchill hinter sich.
"Welche Stadt wollen Sie sich vornehmen?", hat Churchill
gefragt. Harris' Antwort: "Hamburg oder Köln, die endgültige
Entscheidung müssen wir dem Wetter überlassen."
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Das Wetter entschied für Köln, Hamburg bekommt noch ein Jahr
Schonfrist.
Das "Unternehmen Jahrtausend", so der Deckname,
übersteigt alles bisher Dagewesene: Noch nie sind 1000 Bomber auf
einmal in der Luft gewesen. Zudem sind unter den Bomberbesatzungen
viele völlig unerfahrene Flugschüler. Wie viele Maschinen werden
bei diesem Nachtflug über Feindesland zusammenstoßen? Doch Harris
wischt die Bedenken beiseite.
Kurz nach Mitternacht in der Nacht zum 31. schreckt
Fliegeralarm die 700 000 Bewohner der rheinischen Metropole hoch.
Wenig später feuern die um die Stadt postierten Geschütze aus
allen Rohren. 90 Minuten dauert der Angriff.
Das "Unternehmen Jahrtausend" gelingt nur dank eines
neuen Funknavigationssystems. Es verhindert, dass sich die 1000
Bomber gegenseitig in die Quere kommen. Staffel auf Staffel der
Angreifer lädt genau nach Plan ihre Bombenlast über einem von
"Pfadfinderflugzeugen" durch Markierungsbomben
abgesteckten Stadtteil ab.
Die Menschen da unten, meist Frauen, Greise und Kinder,
durchleiden die schrecklichsten Minuten ihres Lebens. In den
Luftschutzkellern drängen sie sich "zusammen wie Tiere in
einem schweren Unwetter", beschreibt Josef Fischer in einem
Tatsachenbericht später die Nacht:
"Im Blaubachviertel brennt ein großer Wohnblock. 150
Menschen schreien im Luftschutzkeller um Hilfe. Alle Ausgänge sind
verschüttet. Einige Männer greifen zur Hacke und versuchen, die
Kellerwand zum Nachbarhaus aufzubrechen. Bomben fallen, eine
schlägt in den Keller und bleibt vor der Wand liegen.
Blindgänger, Zeitzünder? Sie hacken unbekümmert weiter, und
es gelingt ihnen, das rettende Loch in die Wand zu schlagen. Sie
schleppen Bewusstlose durch die Öffnung, die Übrigen kriechen
nach, einer hinter dem anderen, und sie wissen nicht, dass sie dabei
über eine Bombe gleiten, die menschlicher ist, als der Krieg
erlaubt. Denn sie explodiert erst, als der Letzte drüben ist."
Noch andere Wunder erlebt Fischer: Aus dem dritten Stock eines
brennenden Hauses hangelt sich ein Mann an einem quer über die
Straße gespannten Laternendraht zu einer Hauswand gegenüber, er
stürzt nicht in die Tiefe. Und aus einem verschütteten Keller
bergen die Helfer nach 36 Stunden eine Mutter, ihre elfjährige
Tochter und ein Neugeborenes. Die Frau hat in der Dunkelheit ein
Kind bekommen.
Köln hat über Nacht sein Aussehen verändert. Straßen sind
verschwunden, Krankenhäuser, Museen, Kirchen nur noch Ruinen. Das
Wahrzeichen der Stadt, der Dom, aber steht noch. 469 Menschen sind
tot, 45 000 obdachlos. Die Schäden sind größer als in Lübeck und
in Rostock, dessen dicht bewohnte Altstadt bei mehreren
Großangriffen Ende April die englischen Bomber nach Lübecker
Muster gezielt in eine Flammenhölle verwandelt hatten.
Die Engländer verlieren beim Tausend-Bomber-Angriff auf Köln
nur 41 Maschinen - ein Triumph für Harris. Noch in der Nacht ruft
er Churchill in Washington an, wo sich der Premier gerade aufhält.
Der Marschall hat sich endgültig mit seinem Irrglauben
durchgesetzt, dass er mit seinen Bomben auf deutsche Städte den
Krieg entscheiden könne.
Auf einer Konferenz der alliierten Staatschefs in Casablanca
billigen auch die Amerikaner im Januar 1943 ausdrücklich das
britische Konzept der Flächenbombardements ohne jede Rücksicht auf
die Zivilbevölkerung, obwohl die US-Generäle diese Strategie für
ihre eigenen Streitkräfte weiterhin strikt ablehnen. "Durch
Casablanca", schreibt Harris in seinen Memoiren, "waren
die letzten moralischen Hemmungen gefallen, und ich erhielt für den
Bombenkrieg völlig freie Hand." |
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Drei Schwerpunkte stehen 1943 auf der Bomben-Agenda der
Alliierten: das Ruhrgebiet mit seiner kriegswichtigen Stahl- und
Waffenproduktion, die Großstädte im Innern Deutschlands und die
Reichshauptstadt Berlin.
Bis Ende Juni fliegt die Royal Air Force (RAF) insgesamt 25
schwere Angriffe gegen das Revier: Dortmund, Bochum, Duisburg, Essen
- keine der großen Städte der Kohle- und Stahlregion kommt
ungeschoren davon. Bis Mai ist die RAF auf sich allein gestellt,
dann greifen auch die Amerikaner mit gezielten Tagesangriffen gegen
Rüstungsfabriken in die Ruhrschlacht ein.
Da über dem Ruhrgebiet meist eine Dunstglocke aus Abgasen
liegt, haben die Piloten häufig Schwierigkeiten, ihr Ziel zu
finden. So bekommen auch die Randgemeinden immer wieder etwas ab.
Besonders schwer zu finden ist eines der Hauptziele der
Angreifer - die Krupp-Stadt Essen. Sechsmal schon haben die
Engländer versucht, Essen auszuradieren. Am 5. März starten von
englischen Flugplätzen 386 Maschinen zu einem weiteren
Großangriff. Die Pfadfinderflugzeuge, die dem Bomberstrom
vorausfliegen, markieren die Anflugschneise auf Essen ab Dorsten mit
Leuchtbomben, an denen die anderen Piloten nur entlangfliegen
müssen, um ihr Ziel zu erreichen
Die Taktik geht auf: Am nächsten Morgen gleicht der Stadtkern
von Essen einer Trümmerlandschaft. Hunderttausende Menschen sind
obdachlos.
Auch die Krupp-Werke werden in dieser Nacht schwer
beschädigt. Doch gegen alle Prophezeiungen sinkt die Produktion der
Industrie während der Ruhrschlacht nicht ab - im Gegenteil, sie
steigt sogar weiter an. Unbemerkt von den Alliierten haben die
Deutschen Teile der Fabriken längst weiter ins bis dahin für die
Bomber unerreichbare Innere des Landes verlagert.
Noch fünf weitere Angriffe in den nächsten vier Monaten
lässt Harris auf Essen fliegen, danach ist die Stadt auf
Luftaufnahmen kaum noch zu erkennen.
Ähnlich ergeht es der westfälischen Ruhrmetropole Dortmund,
siebenmal in der ersten Hälfte 1943 ist sie Ziel der britischen
Bomber. Bei einem einzigen Angriff am 23. Mai registriert der
Dortmunder Polizeipräsident mehr als 600 Tote.
Unter den Menschen des Reviers breitet sich angesichts der
täglichen Tristesse Resignation aus. Der Dortmunder Kaufmann Georg
Becker hat Tagebuch geführt - ein Dokument des wachsenden
Fatalismus: "Die feindlichen Flieger kommen jetzt immer
häufiger und in immer größeren Mengen. Eigentlich ist fast immer
Alarm, nur die einzelnen Alarmstufen wechseln. Die Frauen kommen
morgens übernächtigt aus den Bunkern. Oft fällt das Gas aus. Oder
das Wasser ist weg und muss an Hydranten oder in Nachbarhäusern
geholt werden."
Die Menschen, die nächtelang in den engen Bunkern hocken,
sind missmutig, übermüdet, gereizt. "Wenn es gefährlich
wird, wenn der Boden erbebt von den Detonationen naher Einschläge,
dann wird es unheimlich ruhig im Bunker." Nur die Kinder
schlafen so fest, als wäre nichts.
"Alle Menschen", notiert Becker, "fragen sich,
wie dieser Krieg noch mit dem Sieg enden soll. Kein Mensch glaubt
mehr richtig daran."
Die erhofften Konsequenzen indes ziehen die Menschen weder im
Ruhrgebiet noch sonstwo im Deutschen Reich. Der Generalinspekteur
der deutschen Feuerschutzpolizei, Hans Rumpf, der den Bombenkrieg so
hautnah miterlebt hat wie kaum ein anderer, urteilt: "Die
Bevölkerung ertrug ihr Los, weil sie fühlte, dass niemand ihr eine
andere Wahl ließ. Das Leid, das die Städtezerstörungen schufen,
war der Kitt, der die Menschen zusammenhielt und an den bestimmt
nicht mehr bejubelten Staat fesselte."
Doch eine Alternative zum totalen Bombenterror gibt es Mitte
1943 nach Churchills Überzeugung nicht. Nur einmal während der
Ruhrschlacht weicht sein Stratege Harris von diesem Konzept ab. In
der Nacht vom 16. auf den 17. Mai greifen 18 Bomber die Talsperren
der Möhne und der Eder an. Eigens für diesen Angriff konstruierte
Riesenbomben zerstören die Mauer des Möhnesees und schlagen eine
Bresche in den Stauwall des Edersees.
Sechs Wochen lang haben die Piloten an ähnlichen Seen in
England am helllichten Tag geübt, die Dunkelheit simulierten sie
mit Sonnenbrillen und blau getönten Kabinenfenstern. Der Angriff
auf die Stauseen ist ein fliegerisches Husarenstück - und zugleich
ein Himmelfahrtskommando. Erst die fünfte Bombe auf das Hauptziel,
die von Flak nur schwach verteidigte Möhnetalsperre, ist ein
Volltreffer. Bei der Edertalsperre, die ohne jeden Flakschutz
daliegt, gelingt der dritte Versuch.
Die Engländer büßen 8 Maschinen ein, von den 133
Besatzungsmitgliedern der 18 Bomber kommen 53 bei Abstürzen um, 3
geraten in Gefangenschaft. Ihr Anführer, Staffelkommandeur Guy
Gibson, erhält das Victoria-Kreuz, den höchsten britischen
Kriegsorden. Er lebt nur noch ein halbes Jahr: Im September 1943
wird er über Rheydt abgeschossen.
Militärisch ist der Coup ein Fehlschlag. Harris war davon
ausgegangen, das Auslaufen der beiden Talsperren werde die
Wasserversorgung der kriegswichtigen Industrie im Ruhrgebiet und in
Kassel lahm legen. Eine falsche Prämisse, denn das Ruhrgebiet
bekommt sein Wasser aus verschiedenen Seen. Zudem bauen die
Deutschen die zerstörten Staumauern in kürzester Zeit wieder auf.
Das Leid trifft auch diesmal die Zivilbevölkerung. Etwa 1200
Menschen ertrinken in der gewaltigen Flutwelle, die durch die Täler
von Möhne und Ruhr eine Spur der Verwüstung zieht; im Edertal
sterben 58.
Noch heute ist vor Ort die Erinnerung an jene grauenvolle
Nacht lebendig. In den Fluten treibende Menschen, so berichten
Augenzeugen, versuchten vergebens, sich auf Scheunentore zu retten
oder an vorbeitreibende Balken zu klammern. Eisenbahnschienen
verformten sich unter der Wucht des Wassers zu Spiralen, in den
Baumkronen hingen, als der Spuk vorbei war, Möbel, Klaviere,
Tierkadaver und schlammüberzogene Leichen.
"In der schwarzgrauen Masse", so ein Augenzeuge,
"wurden Telegrafenmasten, Teile von Häusern und Möbeln hin
und her geworfen. Es brüllte vorüber, Bäume und Häuser
hinwegreißend. Hochspannungsdrähte wurden ergriffen und tauchten
mit grellen Blitzen im Wasser unter."
"Ich fasste einen Baumstamm, der mir Sekunden später
entrissen wurde und erwischte schließlich den Ast eines sehr hohen
Baumes", erinnert sich ein anderer. "Dort blieb ich die
ganze Nacht sitzen. Die Kleider wurden mir vom Leib gerissen, und es
war bitterkalt. Als der Rettungsdienst mich am Tag vom Baum holte,
fragte man mich, wie ich das ausgehalten habe? Meine Antwort: ,Wäre
ich doch auch umgekommen!' Denn inzwischen hatte ich erfahren, dass
Frau und Kinder ertrunken waren."
Besonders tragisch: Unter den Opfern sind etwa 800 Männer und
Frauen eines Fremdarbeiterlagers, die zwischen dem Dorf Niederense
und der Stadt Neheim-Hüsten hinter Stacheldraht gefangen waren.
Für sie kam jede Warnung zu spät.
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Ende Juni flauen die Angriffe auf deutsche Großstädte etwas
ab. Für ein paar Wochen können die Menschen aufatmen. Doch es ist
nur die Ruhe vor dem Orkan.
Das Inferno bricht Ende Juli mit einer Wucht über Hamburg
herein, die an Grausamkeit alles übertrifft, was die deutsche
Zivilbevölkerung bis dahin erlebt hat.
"Kinder irrten umher und riefen nach den verbrannten
Eltern. Mütter saßen wie versteinert am Wegrand und warteten, dass
man ihnen den Sohn bringen würde oder die Tochter. Lange Wochen
nach diesem fürchterlichsten der Angriffe noch irrten sie herum und
suchten und hofften und suchten - und waren wie aus Stein."
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So erinnert sich Gretl Büttner von der Luftschutzleitung, die
in jener Schreckensnacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 dabei war,
als über 700 englische Bomber in der Hansestadt einen Feuersturm
entfachten, wie es ihn nie zuvor irgendwo auf der Welt gegeben
hatte.
"Groß und unbeschreiblich war das Elend der Toten.
Unbeschreiblicher und mit keinem menschlichen Maß mehr zu messen
das der Lebenden. Sie hätten gern getauscht und das Leben für den
Tod gegeben", klagt die Chronistin. "Tag für Tag und
Stunde um Stunde rollten die mit Chlorkalk weiß überstäubten
Lastwagen mit ihrer schaurigen Fracht den Friedhöfen zu, Hunderte,
Tausende, Zehntausende wurden dicht an dicht in die Massengräber
gelegt."
18 474 Menschen kamen nach Behördenangaben in jener
Schreckensnacht zu Tode. Doch die wahre Zahl ist vermutlich höher.
Denn nur einen Teil der Leichen konnten die Feuerwehrleute bergen.
"Dort, wo in den Luftschutzkellern das Kohlenmonoxid wirksam
gewesen war", registrierte Büttner, "saßen die Menschen
friedlich um den Tisch und lagen ebenso friedlich auf den
Luftschutzbetten. Dort, wo das Feuer in die Luftschutzräume
eingedrungen war, wurden verkohlte Überreste, Knochen und Asche
geborgen. Grauenhafte Szenen der Verzweiflung und wildester Raserei
müssen sich hier abgespielt haben. Überall Leichen, überall
Tod."
Ilse Schlapphof, damals 19, sieht in dieser Horrornacht
unauslöschliche Bilder: "Vor mir lief eine Person, die
plötzlich hinfiel. Als ich sie erreichte, war sie eine Feuermasse,
ein Feuerhaufen. Dann sah ich im Vorbeilaufen zwei Personen, die auf
einem Kantstein saßen und sich vor Schmerzen krümmten. Am
nächsten Morgen saßen sie immer noch da. Aber sie waren inzwischen
tot und um ein Drittel kleiner. So etwas vergisst man nie."
Auch nicht den Tag danach. "Es war der Weltuntergang. Es
war alles schwarz", erzählt Augenzeugin Käthe Petersen.
"Nur lodernde Flammen dazwischen. Ganz kurz habe ich die Sonne
mitten in dieser Dunkelheit gesehen, die wie eine Apfelsine aussah.
Daraus schloss ich, dass es inzwischen Tag geworden war."
Auf ihrer Flucht vor den Flammen stolpert sie "ständig
über so merkwürdige schwarze Balken. Plötzlich bemerkte ich, dass
das Gliedmaßen waren. Viele sind vermutlich im Asphalt der Straße
stecken geblieben, der geschmolzen war".
Die Feuerwehr ist machtlos. "Von Löschen",
berichtet der leitende Feuerwehroffizier Hans Brunswig, "war
keine Rede. In den Hauptbrandgebieten ging es nur noch darum, die
Bevölkerung zu retten."
Das Inferno in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli entstand
durch das Zusammentreffen mehrerer Faktoren: Zum einen herrscht in
jenen Julitagen in der Hansestadt eine brütende, trockene Hitze,
selbst nachts sinkt die Temperatur kaum unter 30 Grad. Darüber
liegen in großer Höhe kalte Luftmassen. Da warme Luft die
Eigenschaft hat, so weit aufzusteigen, bis sie die gleiche Dichte
erreicht wie die sie umgebende Luft, entsteht am Boden eine starke
kaminartige Sogwirkung, die das Feuer zum Sturm anfacht. In den
engen Straßen breiten sich die Flammen mit ungeheurer Schnelligkeit
und Stärke aus. Sauerstoff wird aus allen Winkeln und Ritzen
abgesaugt, stattdessen dringt Rauch in die Luftschutzräume.
Außerdem geraten dort gelagerte Kohlenvorräte in Brand und setzen
Kohlenmonoxid frei. An diesem geruchlosen Gas sterben in den Kellern
die meisten Menschen.
Hunderttausende fliehen am Tag danach in Panik aus der Stadt.
Die Nacht des Feuersturms ist der Höhepunkt der
"Operation Gomorrha". Die britischen Bomber "sollen
die alte Handelsstadt bis auf den Grund zerstören". So die
Harris-Direktive an die Piloten. In insgesamt vier Nächten zwischen
dem 24. Juli und 3. August vollbringen die englischen Flieger ihr
Vernichtungswerk. 2353 schwere Bomber werfen mehr als 9000 Tonnen
Sprengstoff- und Brandbomben ab. Allein in der Nacht des Feuersturms
fallen fast 100 000 Brandbomben auf die Millionenstadt. In der Nacht
zum 30. Juli kommen im Stadtteil Barmbek etwa 10 000 Menschen im
Bombenhagel um, beim letzten Angriff in der Nacht zum 3. August
verhindert plötzlicher Regen eine ähnliche Katastrophe. Insgesamt
werden mehr als 277 000 Wohngebäude völlig zerstört, fast die
Hälfte des Hamburger Wohnraums.
Unterstützt werden die Harris-Piloten von den Amerikanern,
die zusätzlich drei Tagesangriffe auf den Hamburger Hafen und den
Hauptbahnhof fliegen. Um die Angreifer zu verwirren, haben die
Behörden über die Binnenalster aus Stangen, Pfählen und
Schilfmatten ein ganzes Straßennetz gelegt. Vergebens. In der Nacht
des Feuersturms geht es in Flammen auf.
Der Code "Gomorrha" hätte zynischer nicht gewählt
sein können: Auf die biblischen Städte Sodom und Gomorrha ließ
Gott vom Himmel "Schwefel und Feuer regnen" und zerstörte
"diese Stadt und die ganze Gegend und alle Bewohner der Städte
und alles Gewächs des Bodens" - als Rache für die Sünden der
Menschen, die in ihnen lebten. So steht es im Buch Genesis, Kapitel
19.
Die Gesamtzahl der Toten der "Operation Gomorrha"
kann nur geschätzt werden, da viele Leichen zu Asche verbrannten:
Vermutlich kamen zwischen 35 000 und 40 000 Zivilisten um.
Wie es nach den Terrorangriffen in Hamburg aussah, hat der
Dichter Hans Erich Nossack beschrieben: "Ratten und Fliegen
beherrschten die Stadt. Frech und fett tummelten sich die Ratten auf
den Straßen. Aber noch Ekel erregender waren die Fliegen. Große,
grün schillernde, wie man sie nie gesehen hatte."
Harris hat sein Ziel erreicht - aus Hamburg ist Gomorrha
geworden. Doch seine Bombenkarawane zieht unbeirrt weiter. Ab Herbst
1943 konzentrieren sich die Nachtangriffe auf die Reichshauptstadt.
Berlin ist seit Kriegsbeginn für die Engländer ein Reizwort wie
London für die Deutschen. Einen Monat nach der "Operation
Gomorrha" schickt der englische Bomberchef innerhalb von zehn
Tagen 1647 Flugzeuge gegen Berlin - mit mäßigem Erfolg. Nur beim
ersten Angriff landet die Masse der Bomben wie geplant in
Regierungsviertel und Innenstadt.
Der Berliner Gauleiter, Reichspropagandaminister Joseph
Goebbels, nutzt die Angriffe, die "nutzlosen Esser" der
Metropole - Frauen, Kinder, alte Leute - zum Exodus zu bewegen.
Innerhalb von drei Monaten verlassen etwa eine Million Menschen die
Stadt. Alle Schulen werden geschlossen, die Schüler im Zuge der
"Kinderlandverschickung" in ruhigere Regionen verfrachtet.
Die eigentliche Großoffensive der Alliierten aus der Luft auf
Berlin beginnt in der Nacht zum 19. November und dauert bis Ende
März 1944. In unregelmäßigen Intervallen laden die Bomber ihre
Todesfracht über Reichskanzlei, Ministerien und Machtzentralen der
Partei sowie über den dicht besiedelten Wohnvierteln der Hauptstadt
ab. Allein die November-Angriffe fordern fast 3000 Tote, mehr als 68
000 Gebäude sind vollständig zerstört, 400 000 Menschen verlieren
ihr Zuhause.
Goebbels ist beeindruckt. In seinem Tagebuch notiert er:
"Es brennt lodernd an allen Ecken und Enden. Ein wahrer
Höllenlärm geht über uns hernieder. Dauernd prasseln Luftminen,
Spreng- und Brandbomben auf das Regierungsviertel ein. Das ganze
Tiergartenviertel ist zerstört, ebenso die Gegend um den Zoo herum.
Über die Straße huschen einzelne Menschengruppen, die einen
geradezu gespenstischen Eindruck machen. Das Herz dreht sich einem
im Leibe herum."
16 Großangriffe fliegt die RAF bis zum Frühjahr 1944 gegen
Berlin, seit Anfang März unterstützt die amerikanische Luftwaffe
die Verbündeten mit massiven Bombenabwürfen am Tag. 4000 Mann
verlieren allein die Engländer in diesen Monaten - 6166 tote
Zivilisten sind es auf deutscher Seite. Am Ende der Offensive sind
zudem anderthalb Millionen Berliner obdachlos.
Ende März stoppen die Alliierten auf Drängen der Amerikaner
vorübergehend die Luftangriffe. General Dwight D. Eisenhower
braucht die Flugzeuge dringend zur Vorbereitung der Invasion, die am
D-Day, dem 6. Juni 1944, beginnt.
Kein dauerhafter Trost für die Berliner. Bis zum Kriegsende
bleibt die Hauptstadt im Visier der Bomber. Insgesamt fliegen
Engländer und Amerikaner 363 Angriffe gegen Berlin. Am Ende ist die
Metropole die am meisten mit Bomben belegte deutsche Stadt, vor
Essen, Köln, Duisburg, Hamburg, Dortmund und Stuttgart. Mindestens
50 000 Zivilisten kommen in der Hauptstadt im Bombenhagel um, die
Zahl der Vermissten nicht eingerechnet.
Nach einem Flug über das zerstörte Berlin am 25. Mai 1945
schreibt der Beauftragte von US-Präsident Franklin D. Roosevelt,
Harry Hopkins, in sein Tagebuch den lapidaren Satz: "Das ist
ein zweites Karthago!"
Doch zum Symbol der sinnlosen Vernichtung, an dem sich die
ganze Grausamkeit des Luftterrors festmacht, wird kurz vor dem
deutschen Untergang eine andere Stadt - Dresden. "Auch nach 50
Jahren", urteilt der Zeitgeschichtler Götz Bergander 1995 in
seinem umfassenden Werk "Dresden im Luftkrieg", "gilt
die Zerstörung Dresdens als Höhepunkt des strategischen Luftkriegs
über Europa."
Mitte Februar 1945 halten sich insgesamt etwa 950 000 Menschen
in der Stadt auf, unter ihnen viele Soldaten auf dem Weg an die nahe
Ostfront und rund 200 000 Flüchtlinge, die vor den anrückenden
Russen nach Westen zu entkommen versuchen.
Alle Bahnhöfe sind mit Menschen verstopft, die darauf warten,
einen Zug nach irgendwo zu erreichen. Die Straßen sind mit Trecks
überfüllt, Zehntausende lagern in Nässe und Kälte im Freien, wo
immer sie einen Platz ergattern können - auf den Elbwiesen, im
Großen Garten in der City.
Die Stadt ist völlig schutzlos, die Flugabwehr längst zum
Erdkampf an der Ostfront abgezogen. Keine einzige Bombe ist bislang
auf Dresden gefallen.
Am 14. Februar 1945 zwischen 22.09 Uhr und 0.55 Uhr bricht die
Katastrophe auch über das bislang verschonte Elb-Florenz herein.
800 britische Bomber werfen in zwei Wellen 400 000 Brand- und 4500
Sprengbomben fächerförmig auf die Stadt.
Erprobt haben die Engländer diese Methode, in kürzester Zeit
eine ganze Großkommune auszulöschen, erstmals im September 1944
über Darmstadt. Innerhalb von Minuten wird die hessische
Residenzstadt zu fast 80 Prozent zerstört, etwa 15 000 Bewohner
sterben im Bombenhagel und Feuer.
In Dresden kommt es noch schlimmer. Den völlig überforderten
Feuerwehrleuten bieten sich, wo immer sie helfen und retten wollen,
grauenhafte Bilder. Die durch Bomben und zahllose Brände
zusammenstürzenden Straßenzüge versperren Abertausenden, die in
Kellern Schutz gesucht haben, den Fluchtweg ins Freie. Sie kommen
qualvoll in der Flammenhölle um. Ähnlich wie im Juli 1943 in
Hamburg erhebt sich ein Feuersturm, dessen Sog ebenfalls viele
Flüchtende ins Verderben reißt.
Die zweite Angriffswelle richtet unter den Menschenmassen auf
den Elbwiesen und im Großen Garten ein unvorstellbares Massaker an.
Am nächsten Mittag schließlich vollenden 311 amerikanische Bomber
das Vernichtungswerk.
Die genaue oder auch nur annähernde Zahl der Toten von
Dresden wurde nie festgestellt. Die Helfer finden ganze Keller
voller Leichen, in anderen sind die Menschen zu weißer Asche
zerglüht, in den Feuerschutzteichen treiben Ertrunkene, Straßen
und Plätze sind übersät mit zerfetzten Leibern.
"Nie habe ich geglaubt", so schildert der Studienrat
Hanns Voigt, Leiter der Abteilung Tote in der Dresdner
Vermisstenzentrale, seine schrecklichen Eindrücke, "dass der
Tod in so verschiedener Form an den Menschen herantreten kann, nie
habe ich für möglich gehalten, dass der Tote in so vielen
Gestalten den Gräbern übergeben werden könnte: Verbrannte,
Verkohlte, Zerstückelte; scheinbar friedlich schlafend,
schmerzverzerrt, völlig verkrampft, gekleidet, nackt und als ein
kümmerliches Häufchen Asche. Und über allem der beizende Rauch
und der unerträgliche Verwesungsgeruch."
Jahrelang nach dem Krieg grassierten über die Zahl der Opfer
horrende Zahlen - bis zu 200 000 wurden geschätzt. Nach dem
heutigen Stand der Forschung sind 35 000 bis 40 000 Tote realistisch
- so viele, wie in Hamburg der "Operation Gomorrha" zum
Opfer fielen. Doch in Hamburg brauchten die Briten dafür vier
Nächte.
18 000 Tote des Infernos von Dresden werden in Massengräbern
beigesetzt, 6865 auf dem Altmarkt verbrannt. Fast 50 Jahre lang
bilden die Trümmer der Frauenkirche das mahnende Wahrzeichen der
Stadt.
Zäh hält sich bis heute die Legende, Tiefflieger hätten
sowohl in der Nacht als auch am Tag danach aus ihren Bordkanonen
wahllos in die Flüchtlingspulks geschossen und zusätzlich zu den
Bomben ein sadistisches Blutbad angerichtet. Götz Bergander ist
diesen Schilderungen penibel nachgegangen und kommt zu dem Schluss:
"Weder unter den deutschen noch unter den alliierten Dokumenten
aus dem Krieg konnte eine Bestätigung dafür gefunden werden, dass
Hunderte oder auch nur Dutzende von Tieffliegern zahllose
Bombenflüchtlinge niedergemacht haben."
Militärisch machte die Auslöschung Dresdens überhaupt
keinen Sinn, es ging Briten und Amerikanern nur noch um eine
Demonstration ihrer totalen Macht. Der Labour-Politiker Richard
Crossman schrieb acht Jahre danach: "Die Zerstörung von
Dresden war eines jener Verbrechen gegen die Menschlichkeit, deren
Urheber in Nürnberg unter Anklage gestellt worden wären, wenn
jener Gerichtshof nicht in ein bloßes Instrument alliierter Rache
pervertiert worden wäre."
Mit Dresden schienen alle Dämme gebrochen. In den
Schlussmonaten des Krieges steigern sich die alliierten Bomber in
einen wahren Vernichtungsrausch - Chemnitz, Würzburg, Hildesheim,
Nordhausen, Potsdam sinken noch kurz vor der Kapitulation in Schutt
und Asche. Dazu zahlreiche Klein- und Mittelstädte.
Einer der schwersten Angriffe dieser Wochen trifft am Abend
des 23. Februar die militärisch völlig bedeutungslose Stadt
Pforzheim. In jener Nacht sollen mehr als 17 000 Einwohner
umgekommen sein. Mehr als 80 Prozent der Gebäude werden zerstört.
Selbst Harris räumte ein, das Bombardement sei von jener Art
gewesen, "die man gemeinhin mit dem Begriff bewusster
Terrorangriff belegt".
Als alles vorbei war, zählten die Überlebenden auf deutscher
Seite mindestens 450 000 Tote des Bombenkriegs, nach anderen
Schätzungen können es auch 600 000 gewesen sein.
Die Letzten traf es, tragischer Irrtum, am 3. Mai 1945. In den
frühen Morgenstunden versenkte die Royal Air Force in der Lübecker
Bucht zwei Transportschiffe, an Bord angeblich Tausende deutscher
Soldaten. Auf der "Cap Arcona" und der "Thielbeck"
kamen 7200 Männer und Frauen um - 6900 von ihnen waren Häftlinge
aus Konzentrationslagern der Nazis
weiter
mit "Mami, der Himmel brennt. |
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Der
Winter 1946/47 hat uns fast umbrachte.
Es
war der kälteste Winter des Jahrhunderts! Von
November 1946 bis Februar 1947 litt das vom Krieg
zerstörte Deutschland unter arktischen Temperaturen.
Die größte Hungerkatastrophe nach dem Krieg
Hunderttausende erfroren bei eisiger Kälte.
Den
Teddy ganz fest in der Hand, eingehüllt in Decken und
eng an Mama rücken: Nur so überlebten die Kinder die
eisigen Nächte
In
dem Zimmer, wo wir geschlafen haben waren die Wände
mit einer Eisschicht bedeckt. Die Fenster waren
zugefroren.
Für
die privaten Haushalte war zu diesem Zeitpunkt keine
Kohle mehr vorhanden, und Strom erhielten wir nur
kurze Zeit, manchmal nur zwei Stunden am Tag.
Als
Sechsjähriger „organisierte“ ich mit meinen
Kumpels Kohlen vom dem Umschlagplatz in Berlin-Tegel
wo manchmal über 30 Waggongs mit Kohle aus dem
Ruhrgebiet ankamen.
Aber
im Winter kam dann kaum noch ein Zug, schließlich
stand alles still. Der Kanal war mit dickem Eis
bedeckt, die Ostsee bis auf 35 Kilometer! Bei einer Außentemperatur
von bis zu minus 20 Grad
froren wir bitterlich in unserer kleinen
Wohnung und dabei war Hunger unser ständiger
Begleiter.
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Die
Kälte war wirklich schlimm. Wir sind im Bett
aneinander geschlüpft damit wir bloß ein
bisschen
eigene Wärme erzeugen konnten.
Blitzblankes Eis war da an den Wänden.“
Es
fehlte an allem, auch an warmer Kleidung. Ich
bin Anfang Dezember noch mit kurzen Hosen und
ohne Strümpfe rumgelaufen. Mit Schuhe wo die
Sohlen aus alte Autoreifen bestanden. |
Der
Winter 1946/47 war eine humanitäre Katastrophe. Wer
keine Kraft hatte, den lebensfeindlichen Umständen zu
widerstehen, der war endgültig verloren. Historiker
schätzen, dass allein in Deutschland mehrere
Hunderttausend Menschen an den Folgen von Hunger und Kälte
starben. |
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Weiter zu Klimaforschung: "Kälterekorde
im Jaht 2009" |
"Wir Kriegskinder in Berlin haben
den Bombenhagel überlebt, sind aufgewachsen mit den Wunden
des Krieges. Wir haben Hunger Durst und Kälte verspürt und
konnten danach wahrend der Berlin-Blockade, Juni 1948 bis Mai
1949 nur durch die Luftbrücke am Leben gehalten werden",
schreib Klaus-Peter Kolbatz in seinem Buch
"Kriegskinder". Wir lebten in ständiger Angst
und wurden durch den Mauerbau (1961) in ein Getto
eingeschlossen das wir nur
über eine Interzonenautobahn nach Westdeutschland verlassen
konnten. Die Durchreise dauerte teilweise bis zu 24 Stunden.
Je nach politischer Wetterlage waren die Kontrollen entwürdigend
und Schikanös. Hierbei wurden ungeachtet gesundheitlicher Schäden
(„Strahlenrisiko“), zwischen 1978 und 1989 unsere
Fahrzeuge auch mittels Cs-137-Gammaquellen
durchleuchtet", schreibt Kolbatz weiter.
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mit "Berlin Blockade" "Luftbrücke" |
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