Spätfolgen bei "Kriegskinder" : Burn out, Depressionen, Angstzustände, Panikattacken,

(Kriegskinder geboren zwischen 1929 und 1945)

Verdrängtes Leid bei Kriegskinder

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Luftbrücke Berlin Blockade

Luftbrücke

Luftbrücke  Berlin-Blockade

Berlin-Blockade

 

Die Flucht aus dem Osten ist für viele Menschen immer noch ein Erlebnis, das bis heute nachwirkt, auch in die Folgegenerationen.

VIDEO "Bomber über Berlin 1945

Bombadierung Berlin

Der Wissenschaftler Klaus-Peter Kolbatz ist nicht nur Erfinder der weltweit ersten Pool-Alarmanlage und hat die "fünfte Kraft im Universum" entdeckt, sondern hat auch das sehr erfolgreiche Buch „Kriegskinder“ geschrieben: 

Verdrängte Leiden

Kindheitstrauma mit Folgen

"Es ist furchtbar, Vater, Mutter oder auch Geschwister zu verlieren. Aber wie schlimm muss es sein, all diese traumatischen Erlebnisse verdrängen zu müssen? Kriegskinder leiden oft still und ungehört. Erst in späten Jahren wird sich so mancher über die Erlebnisse und seine Folgen bewusst", schreibt Klaus-Peter Kolbatz in seinem Buch "Kriegskinder". 

Viele Menschen brauchen hierfür professionelle Hilfe.

ZITAT von Klaus-Peter Kolbatz

"Ich habe verträngt um zu Leben"

Quelle: "Kriegskinder" ISBN3833440740

 

 

FDJ Kindererziehung

Kinder-Armee der Stasi spielt Krieg  mehr ...

 
 

Menschen, die zwischen 1935 und 1945 geboren wurden, werden die Generation der Kriegskinder genannt. Bei vielen von ihnen lebt der Schrecken der Kriegserlebnisse fort. Neuere Studien gehen davon aus, dass rund 20 Prozent dieser Generation bis heute an seelischen und körperlichen Folgen leiden.

Doch erst jetzt, 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, beginnen Experten verschiedener Fachrichtungen, das ganze Ausmaß der Tragödie der damals rund 13 Millionen Kriegskinder wahrzunehmen. Schätzungen zu Folge wuchsen etwa 20 bis 25 Prozent der damaligen Kinder unter dauerhaft geschädigten familiären, sozialen und materiellen Bedingungen auf.

Kind und Mutter

Millionen Kinder sind ohne Vater aufgewachsen oder auch als Vollwaise.
 
 

Einfach nur funktionieren
     Kriegskinder konnten meist nur überleben, indem sie ihre Gefühle und Erinnerungen unterdrückten. Eine Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten oder den Verlust von Bezugspersonen, von Heimat, Sicherheit und Geborgenheit zu betrauern, gab es nicht. Eltern, Verwandte und Freunde waren zu sehr mit dem eigenen Leid beschäftigt. Außerdem, so hoffte man, würden die Kinder schnell vergessen. Es galt nach vorne zu schauen, zu funktionieren, ein neues Leben aufzubauen.

 

Kriegskindheit

Noch heute leiden viele Menschen unter ihrer Kriegskindheit voller Angst und Einsamkeit.

"Viele Kriegskindern haben dadurch die Erlebnisse abgespalten oder verdrängt. Die Langzeitfolgen der frühen Traumatisierungen zeigen sich bei vielen Betroffenen heute oftmals in "posttraumatischen Belastungsstörungen". Unerklärliche Schwindelanfälle, Herzrasen, Angststörungen, Panikattacken und Depressionen können Symptome dafür sein. Häufig treten sie erst im Alter auf. Die Beschwerden können über Jahre andauern und bei den Betroffenen zu lebenslangen Beeinträchtigungen führen", schreibt Kolbatz.

 

 

Auswirkungen auf Generationen

Hinzu kommt: Wer einst Hunger, Durst und Kälte erleben musste, hat häufig auch das Gespür für den eigenen Körper verloren. So nehmen Männer dieser Generation meist keine Rücksicht auf ihren Körper und suchen seltener den Arzt auf. 

Auch Frauen spüren die Bedürfnisse ihres Körpers oft nicht. Sie verwöhnen sich seltener und können schlecht Hilfe annehmen.

 Die traumatischen Erlebnisse des Zweiten Weltkrieges haben nicht nur das Leben der Kriegskinder beeinflusst. Sie prägen häufig auch das Leben der nachfolgenden Generationen. Studien zeigten beispielsweise, dass Menschen, die lange nach dem Krieg geboren wurden, von den Kriegserlebnissen ihrer Eltern träumen. Ob die Traumatisierungen von Opferfamilien oder die Schuld von Täterfamilien, auch die Kinder tragen an der Last ihrer Vorfahren.

Kinder/Jugendliche (geboren zwischen 1929 und 1945)

 Viele von ihnen haben Bombennächte, Flucht, Hunger und Todesangst im Kleinkindalter erlebt. Lange Zeit herrschte landläufig die Meinung, daß diese kleinen Kinder sich daran sowieso nicht erinnern könnten. Ein Irrglaube.

 Die Kriegskinder haben schon früh gelernt zu funktionieren. Schmerz, Angst oder Trauer mußten unterdrückt werden, wenn es darum ging, das nackte Leben zu retten. Für Tränen war kein Platz. Schreien half auch nichts.

 Die Erfahrungen von damals – unterstützt durch ein entsprechendes Ideal- und Selbstbild – führten zu zahlreichen, auffallenden und erst im Rückblick verstehbaren ich-syntonen, das heißt scheinbar selbstverständlichen, Verhaltensweisen. Dazu zählt die Vernachlässigung der Fürsorge für den eigenen Körper: Vorsorgeuntersuchungen werden nicht konsequent wahrgenommen, Krankheiten nicht dauerhaft behandelt, Nachsorge/Rehabilitation vernachlässigt, auf eigene Belastungen wird wenig Rücksicht genommen bei ausgeprägtem altruistischem Verhalten. Diese ich-syntonen Verhaltensweisen halfen besonders den Jungen, Kriegs- und Nachkriegszeit zu überleben. Sie erweisen sich jetzt jedoch für die Männer als zunehmend gefährlich.  

 

Viele Kinder und Jugendliche von damals wuchsen mit dem Eindruck auf, dass alle ähnliche Erfahrungen gemacht hätten. Bei dem so vermittelten Empfinden einer „normalen“ Lebenssituation handelte es sich allerdings um eine pathologische Normalität. 

Die Eltern und Verwandten damals waren indes mit dem eigenen Leid und ihren schrecklichen Erfahrungen beschäftigt. Auch hofften sie, dass die Kinder schnell vergessen würden. Man war offensichtlich froh, dass die Kinder „funktionierten“ und sich normal entwickelten. 

Gesprochen wurde in den Familien wenig und über Gefühle wie Angst, Panik, Verzweiflung, Trauer oder Verlassensein noch weniger. So kam es zur Abspaltung und Verdrängung der mit den Erfahrungen zusammenhängenden Gefühle. 

Letztlich blieben nur die abenteuerlichen Geschichten übrig.  

 Wegweisende Symptome/Verhaltensweisen können sein:

- erstmals im Alter auftretende Burn-out und depressive Symptome,

- erstmals auftretende oder zunehmende Angstzustände/Panikattacken,

- ungenügende Compliance bei Früherkennungsuntersuchungen, Dauerbehandlungen und Nachsorge,

- angstvolle Unruhezustände mit Gefühlen von Erschrecken, Verfolgt- und Bedrohtsein, mit Nacherleben von Kriegssituationen (gerade bei Pflege und

 Abhängigkeit, bei leichten hirnorganischen Veränderungen und in der Sterbephase),

- Unmöglichkeit, zu trauern bei Verlust vom Partner/Partnerin, 

- Verlustängste und Persönlichkeitsstöhrung wie bei Borderline.  

weiter mit  "Mami, der Himmel brennt.

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"Überall Leichen, überall Tod"

Um die Moral der Bevölkerung zu brechen, inszenierten die Engländer ab 1942 den permanenten Bombenterror gegen deutsche Städte. Etwa eine halbe Million Zivilisten kamen in Bombenhagel und Feuerstürmen um - die meisten in Hamburg, Dresden und Berlin.

"Wir bomben Deutschland, eine Stadt nach der anderen, immer schwerer, um euch die Fortführung des Krieges unmöglich zu machen. Das ist unser Ziel. Wir werden es unerbittlich verfolgen. Stadt für Stadt: Lübeck, Rostock, Köln, Emden, Bremen, Wilhelmshaven, Duisburg, Hamburg - und die Liste wird immer länger."

 

AUS EINEM VON LUFTMARSCHALL ARTHUR HARRIS UNTERSCHRIEBENEN FLUGBLATT, DAS IM SOMMER 1942 MASSENHAFT ÜBER DEUTSCHLAND ABGEWORFEN WURDE

Die Generalprobe findet über Lübeck statt. In der Nacht zum 29. März 1942, Palmsonntag, greifen englische Bomber die Hansestadt an der Trave an. Spätabends um 16 Minuten nach 11 Uhr schrillen die Sirenen, doch die meisten der 150 000 Lübecker nehmen das Geheul nicht sonderlich ernst. Mehr als 200-mal schon seit Kriegsbeginn hatte es Fliegeralarm gegeben, nie war eine Bombe gefallen.

Doch diesmal ist es ernst. Lübeck ist vom englischen Bomberkommando als erstes Opfer einer neuen strategischen Luftoffensive ausersehen. An der engen, verwinkelten Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern wollen die Briten ausprobieren, ob es gelingt, mit Hilfe von Spreng- und Brandbomben ganze Städte in Schutt und Asche zu legen - um so die Deutschen an der Heimatfront zu demoralisieren.

Der Chef des britischen Bomberkommandos, Luftmarschall Arthur Harris, will einen Geheimbefehl des englischen Luftstabes umsetzen, den er bei seinem Amtsantritt im Februar vorgefunden hat: "Es ist beschlossen worden, dass Ihr Hauptangriffsziel von nun an die Moral der feindlichen Zivilbevölkerung, vor allem der Arbeiterschaft, sein soll." Bis Kriegsende werden 161 deutsche Städte diese Order zu spüren bekommen.

In zwei Wellen entladen die Bomber ihre tödliche Fracht - insgesamt 300 Tonnen Spreng- und Brandbomben. Schon nach dem ersten, knapp 20 Minuten dauernden Angriff stellen zahlreiche Großbrände die Feuerwehr vor eine unlösbare Aufgabe. Der Feuerwehrchef fordert Verstärkung aus Kiel an, mehr als 200 Motorspritzen mit 2000 Mann sollen den verzweifelten Lübecker Kollegen helfen. Doch als sie eintreffen, ist es längst zu spät: Eine Viertelstunde nach Mitternacht rollt die zweite Angriffswelle heran. Fast drei Stunden dauert das Bombardement, danach ist die Marzipanstadt nur noch ein rauchendes Trümmerfeld.

Die Schadensbilanz: 320 Tote, 784 Verletzte, 1425 Wohnhäuser sind zerstört, auch unersetzbare Kunstschätze wie der Dom aus dem 12. Jahrhundert, die kostbare Marienkirche sowie zahlreiche Bürgervillen, darunter das Haus der "Buddenbrooks". Die Brandbombe hat ihre Generalprobe bestanden.

"Wir sind noch am Leben", beschreibt eine Lübeckerin die Schreckensnacht, "aber diese Nacht werden wir nie vergessen. Vor uns, neben uns und hinter uns gingen die Häuser in Flammen auf. Brandbomben hagelten nur so herunter, dann wieder Sprengbomben, sogar Luftminen."

Ein paar Tage später wendet sich aus dem kalifornischen Exil der Lübecker Thomas Mann über Rundfunk an seine Landsleute. Der Autor der "Buddenbrooks" bedauert zwar die Schäden in seiner Heimatstadt, "aber ich denke an Coventry und habe nichts einzuwenden gegen die Lehre, dass alles bezahlt werden muss. Hat Deutschland geglaubt, es werde für die Untaten, die sein Vorsprung in der Barbarei ihm gestattete, niemals zu zahlen haben?"

234 Bomber hatte Harris gegen Lübeck fliegen lassen, doch er träumt in ganz anderen Dimensionen: Am Abend des 30. Mai 1942 heben von englischen Flugplätzen 1047 Maschinen, beladen mit fast 1500 Tonnen Bomben, davon zwei Drittel Brandbomben, Richtung Köln ab. Mit dem Monsterangriff, an dem mehr als 5000 Piloten, Bombenschützen, Funker und Navigatoren beteiligt sind, will der Luftmarschall nicht nur den Deutschen, sondern auch den Kritikern des flächendeckenden Bombenkriegs daheim demonstrieren, wozu seine Luftwaffe fähig ist.

Harris hat Premierminister Winston Churchill hinter sich. "Welche Stadt wollen Sie sich vornehmen?", hat Churchill gefragt. Harris' Antwort: "Hamburg oder Köln, die endgültige Entscheidung müssen wir dem Wetter überlassen."

Das Wetter entschied für Köln, Hamburg bekommt noch ein Jahr Schonfrist.

Das "Unternehmen Jahrtausend", so der Deckname, übersteigt alles bisher Dagewesene: Noch nie sind 1000 Bomber auf einmal in der Luft gewesen. Zudem sind unter den Bomberbesatzungen viele völlig unerfahrene Flugschüler. Wie viele Maschinen werden bei diesem Nachtflug über Feindesland zusammenstoßen? Doch Harris wischt die Bedenken beiseite.

Kurz nach Mitternacht in der Nacht zum 31. schreckt Fliegeralarm die 700 000 Bewohner der rheinischen Metropole hoch. Wenig später feuern die um die Stadt postierten Geschütze aus allen Rohren. 90 Minuten dauert der Angriff.

Das "Unternehmen Jahrtausend" gelingt nur dank eines neuen Funknavigationssystems. Es verhindert, dass sich die 1000 Bomber gegenseitig in die Quere kommen. Staffel auf Staffel der Angreifer lädt genau nach Plan ihre Bombenlast über einem von "Pfadfinderflugzeugen" durch Markierungsbomben abgesteckten Stadtteil ab.

Die Menschen da unten, meist Frauen, Greise und Kinder, durchleiden die schrecklichsten Minuten ihres Lebens. In den Luftschutzkellern drängen sie sich "zusammen wie Tiere in einem schweren Unwetter", beschreibt Josef Fischer in einem Tatsachenbericht später die Nacht:

"Im Blaubachviertel brennt ein großer Wohnblock. 150 Menschen schreien im Luftschutzkeller um Hilfe. Alle Ausgänge sind verschüttet. Einige Männer greifen zur Hacke und versuchen, die Kellerwand zum Nachbarhaus aufzubrechen. Bomben fallen, eine schlägt in den Keller und bleibt vor der Wand liegen.

Blindgänger, Zeitzünder? Sie hacken unbekümmert weiter, und es gelingt ihnen, das rettende Loch in die Wand zu schlagen. Sie schleppen Bewusstlose durch die Öffnung, die Übrigen kriechen nach, einer hinter dem anderen, und sie wissen nicht, dass sie dabei über eine Bombe gleiten, die menschlicher ist, als der Krieg erlaubt. Denn sie explodiert erst, als der Letzte drüben ist."

Noch andere Wunder erlebt Fischer: Aus dem dritten Stock eines brennenden Hauses hangelt sich ein Mann an einem quer über die Straße gespannten Laternendraht zu einer Hauswand gegenüber, er stürzt nicht in die Tiefe. Und aus einem verschütteten Keller bergen die Helfer nach 36 Stunden eine Mutter, ihre elfjährige Tochter und ein Neugeborenes. Die Frau hat in der Dunkelheit ein Kind bekommen.

Köln hat über Nacht sein Aussehen verändert. Straßen sind verschwunden, Krankenhäuser, Museen, Kirchen nur noch Ruinen. Das Wahrzeichen der Stadt, der Dom, aber steht noch. 469 Menschen sind tot, 45 000 obdachlos. Die Schäden sind größer als in Lübeck und in Rostock, dessen dicht bewohnte Altstadt bei mehreren Großangriffen Ende April die englischen Bomber nach Lübecker Muster gezielt in eine Flammenhölle verwandelt hatten.

Die Engländer verlieren beim Tausend-Bomber-Angriff auf Köln nur 41 Maschinen - ein Triumph für Harris. Noch in der Nacht ruft er Churchill in Washington an, wo sich der Premier gerade aufhält. Der Marschall hat sich endgültig mit seinem Irrglauben durchgesetzt, dass er mit seinen Bomben auf deutsche Städte den Krieg entscheiden könne.

Auf einer Konferenz der alliierten Staatschefs in Casablanca billigen auch die Amerikaner im Januar 1943 ausdrücklich das britische Konzept der Flächenbombardements ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, obwohl die US-Generäle diese Strategie für ihre eigenen Streitkräfte weiterhin strikt ablehnen. "Durch Casablanca", schreibt Harris in seinen Memoiren, "waren die letzten moralischen Hemmungen gefallen, und ich erhielt für den Bombenkrieg völlig freie Hand."

Drei Schwerpunkte stehen 1943 auf der Bomben-Agenda der Alliierten: das Ruhrgebiet mit seiner kriegswichtigen Stahl- und Waffenproduktion, die Großstädte im Innern Deutschlands und die Reichshauptstadt Berlin.

Bis Ende Juni fliegt die Royal Air Force (RAF) insgesamt 25 schwere Angriffe gegen das Revier: Dortmund, Bochum, Duisburg, Essen - keine der großen Städte der Kohle- und Stahlregion kommt ungeschoren davon. Bis Mai ist die RAF auf sich allein gestellt, dann greifen auch die Amerikaner mit gezielten Tagesangriffen gegen Rüstungsfabriken in die Ruhrschlacht ein.

Da über dem Ruhrgebiet meist eine Dunstglocke aus Abgasen liegt, haben die Piloten häufig Schwierigkeiten, ihr Ziel zu finden. So bekommen auch die Randgemeinden immer wieder etwas ab.

Besonders schwer zu finden ist eines der Hauptziele der Angreifer - die Krupp-Stadt Essen. Sechsmal schon haben die Engländer versucht, Essen auszuradieren. Am 5. März starten von englischen Flugplätzen 386 Maschinen zu einem weiteren Großangriff. Die Pfadfinderflugzeuge, die dem Bomberstrom vorausfliegen, markieren die Anflugschneise auf Essen ab Dorsten mit Leuchtbomben, an denen die anderen Piloten nur entlangfliegen müssen, um ihr Ziel zu erreichen

Die Taktik geht auf: Am nächsten Morgen gleicht der Stadtkern von Essen einer Trümmerlandschaft. Hunderttausende Menschen sind obdachlos.

Auch die Krupp-Werke werden in dieser Nacht schwer beschädigt. Doch gegen alle Prophezeiungen sinkt die Produktion der Industrie während der Ruhrschlacht nicht ab - im Gegenteil, sie steigt sogar weiter an. Unbemerkt von den Alliierten haben die Deutschen Teile der Fabriken längst weiter ins bis dahin für die Bomber unerreichbare Innere des Landes verlagert.

Noch fünf weitere Angriffe in den nächsten vier Monaten lässt Harris auf Essen fliegen, danach ist die Stadt auf Luftaufnahmen kaum noch zu erkennen.

Ähnlich ergeht es der westfälischen Ruhrmetropole Dortmund, siebenmal in der ersten Hälfte 1943 ist sie Ziel der britischen Bomber. Bei einem einzigen Angriff am 23. Mai registriert der Dortmunder Polizeipräsident mehr als 600 Tote.

Unter den Menschen des Reviers breitet sich angesichts der täglichen Tristesse Resignation aus. Der Dortmunder Kaufmann Georg Becker hat Tagebuch geführt - ein Dokument des wachsenden Fatalismus: "Die feindlichen Flieger kommen jetzt immer häufiger und in immer größeren Mengen. Eigentlich ist fast immer Alarm, nur die einzelnen Alarmstufen wechseln. Die Frauen kommen morgens übernächtigt aus den Bunkern. Oft fällt das Gas aus. Oder das Wasser ist weg und muss an Hydranten oder in Nachbarhäusern geholt werden."

Die Menschen, die nächtelang in den engen Bunkern hocken, sind missmutig, übermüdet, gereizt. "Wenn es gefährlich wird, wenn der Boden erbebt von den Detonationen naher Einschläge, dann wird es unheimlich ruhig im Bunker." Nur die Kinder schlafen so fest, als wäre nichts.

"Alle Menschen", notiert Becker, "fragen sich, wie dieser Krieg noch mit dem Sieg enden soll. Kein Mensch glaubt mehr richtig daran."

Die erhofften Konsequenzen indes ziehen die Menschen weder im Ruhrgebiet noch sonstwo im Deutschen Reich. Der Generalinspekteur der deutschen Feuerschutzpolizei, Hans Rumpf, der den Bombenkrieg so hautnah miterlebt hat wie kaum ein anderer, urteilt: "Die Bevölkerung ertrug ihr Los, weil sie fühlte, dass niemand ihr eine andere Wahl ließ. Das Leid, das die Städtezerstörungen schufen, war der Kitt, der die Menschen zusammenhielt und an den bestimmt nicht mehr bejubelten Staat fesselte."

Doch eine Alternative zum totalen Bombenterror gibt es Mitte 1943 nach Churchills Überzeugung nicht. Nur einmal während der Ruhrschlacht weicht sein Stratege Harris von diesem Konzept ab. In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai greifen 18 Bomber die Talsperren der Möhne und der Eder an. Eigens für diesen Angriff konstruierte Riesenbomben zerstören die Mauer des Möhnesees und schlagen eine Bresche in den Stauwall des Edersees.

Sechs Wochen lang haben die Piloten an ähnlichen Seen in England am helllichten Tag geübt, die Dunkelheit simulierten sie mit Sonnenbrillen und blau getönten Kabinenfenstern. Der Angriff auf die Stauseen ist ein fliegerisches Husarenstück - und zugleich ein Himmelfahrtskommando. Erst die fünfte Bombe auf das Hauptziel, die von Flak nur schwach verteidigte Möhnetalsperre, ist ein Volltreffer. Bei der Edertalsperre, die ohne jeden Flakschutz daliegt, gelingt der dritte Versuch.

Die Engländer büßen 8 Maschinen ein, von den 133 Besatzungsmitgliedern der 18 Bomber kommen 53 bei Abstürzen um, 3 geraten in Gefangenschaft. Ihr Anführer, Staffelkommandeur Guy Gibson, erhält das Victoria-Kreuz, den höchsten britischen Kriegsorden. Er lebt nur noch ein halbes Jahr: Im September 1943 wird er über Rheydt abgeschossen.

Militärisch ist der Coup ein Fehlschlag. Harris war davon ausgegangen, das Auslaufen der beiden Talsperren werde die Wasserversorgung der kriegswichtigen Industrie im Ruhrgebiet und in Kassel lahm legen. Eine falsche Prämisse, denn das Ruhrgebiet bekommt sein Wasser aus verschiedenen Seen. Zudem bauen die Deutschen die zerstörten Staumauern in kürzester Zeit wieder auf.

Das Leid trifft auch diesmal die Zivilbevölkerung. Etwa 1200 Menschen ertrinken in der gewaltigen Flutwelle, die durch die Täler von Möhne und Ruhr eine Spur der Verwüstung zieht; im Edertal sterben 58.

Noch heute ist vor Ort die Erinnerung an jene grauenvolle Nacht lebendig. In den Fluten treibende Menschen, so berichten Augenzeugen, versuchten vergebens, sich auf Scheunentore zu retten oder an vorbeitreibende Balken zu klammern. Eisenbahnschienen verformten sich unter der Wucht des Wassers zu Spiralen, in den Baumkronen hingen, als der Spuk vorbei war, Möbel, Klaviere, Tierkadaver und schlammüberzogene Leichen.

"In der schwarzgrauen Masse", so ein Augenzeuge, "wurden Telegrafenmasten, Teile von Häusern und Möbeln hin und her geworfen. Es brüllte vorüber, Bäume und Häuser hinwegreißend. Hochspannungsdrähte wurden ergriffen und tauchten mit grellen Blitzen im Wasser unter."

"Ich fasste einen Baumstamm, der mir Sekunden später entrissen wurde und erwischte schließlich den Ast eines sehr hohen Baumes", erinnert sich ein anderer. "Dort blieb ich die ganze Nacht sitzen. Die Kleider wurden mir vom Leib gerissen, und es war bitterkalt. Als der Rettungsdienst mich am Tag vom Baum holte, fragte man mich, wie ich das ausgehalten habe? Meine Antwort: ,Wäre ich doch auch umgekommen!' Denn inzwischen hatte ich erfahren, dass Frau und Kinder ertrunken waren."

Besonders tragisch: Unter den Opfern sind etwa 800 Männer und Frauen eines Fremdarbeiterlagers, die zwischen dem Dorf Niederense und der Stadt Neheim-Hüsten hinter Stacheldraht gefangen waren. Für sie kam jede Warnung zu spät.

Ende Juni flauen die Angriffe auf deutsche Großstädte etwas ab. Für ein paar Wochen können die Menschen aufatmen. Doch es ist nur die Ruhe vor dem Orkan.

Das Inferno bricht Ende Juli mit einer Wucht über Hamburg herein, die an Grausamkeit alles übertrifft, was die deutsche Zivilbevölkerung bis dahin erlebt hat.

"Kinder irrten umher und riefen nach den verbrannten Eltern. Mütter saßen wie versteinert am Wegrand und warteten, dass man ihnen den Sohn bringen würde oder die Tochter. Lange Wochen nach diesem fürchterlichsten der Angriffe noch irrten sie herum und suchten und hofften und suchten - und waren wie aus Stein."

So erinnert sich Gretl Büttner von der Luftschutzleitung, die in jener Schreckensnacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 dabei war, als über 700 englische Bomber in der Hansestadt einen Feuersturm entfachten, wie es ihn nie zuvor irgendwo auf der Welt gegeben hatte.

"Groß und unbeschreiblich war das Elend der Toten. Unbeschreiblicher und mit keinem menschlichen Maß mehr zu messen das der Lebenden. Sie hätten gern getauscht und das Leben für den Tod gegeben", klagt die Chronistin. "Tag für Tag und Stunde um Stunde rollten die mit Chlorkalk weiß überstäubten Lastwagen mit ihrer schaurigen Fracht den Friedhöfen zu, Hunderte, Tausende, Zehntausende wurden dicht an dicht in die Massengräber gelegt."

18 474 Menschen kamen nach Behördenangaben in jener Schreckensnacht zu Tode. Doch die wahre Zahl ist vermutlich höher. Denn nur einen Teil der Leichen konnten die Feuerwehrleute bergen. "Dort, wo in den Luftschutzkellern das Kohlenmonoxid wirksam gewesen war", registrierte Büttner, "saßen die Menschen friedlich um den Tisch und lagen ebenso friedlich auf den Luftschutzbetten. Dort, wo das Feuer in die Luftschutzräume eingedrungen war, wurden verkohlte Überreste, Knochen und Asche geborgen. Grauenhafte Szenen der Verzweiflung und wildester Raserei müssen sich hier abgespielt haben. Überall Leichen, überall Tod."

Ilse Schlapphof, damals 19, sieht in dieser Horrornacht unauslöschliche Bilder: "Vor mir lief eine Person, die plötzlich hinfiel. Als ich sie erreichte, war sie eine Feuermasse, ein Feuerhaufen. Dann sah ich im Vorbeilaufen zwei Personen, die auf einem Kantstein saßen und sich vor Schmerzen krümmten. Am nächsten Morgen saßen sie immer noch da. Aber sie waren inzwischen tot und um ein Drittel kleiner. So etwas vergisst man nie."

Auch nicht den Tag danach. "Es war der Weltuntergang. Es war alles schwarz", erzählt Augenzeugin Käthe Petersen. "Nur lodernde Flammen dazwischen. Ganz kurz habe ich die Sonne mitten in dieser Dunkelheit gesehen, die wie eine Apfelsine aussah. Daraus schloss ich, dass es inzwischen Tag geworden war."

Auf ihrer Flucht vor den Flammen stolpert sie "ständig über so merkwürdige schwarze Balken. Plötzlich bemerkte ich, dass das Gliedmaßen waren. Viele sind vermutlich im Asphalt der Straße stecken geblieben, der geschmolzen war".

Die Feuerwehr ist machtlos. "Von Löschen", berichtet der leitende Feuerwehroffizier Hans Brunswig, "war keine Rede. In den Hauptbrandgebieten ging es nur noch darum, die Bevölkerung zu retten."

Das Inferno in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli entstand durch das Zusammentreffen mehrerer Faktoren: Zum einen herrscht in jenen Julitagen in der Hansestadt eine brütende, trockene Hitze, selbst nachts sinkt die Temperatur kaum unter 30 Grad. Darüber liegen in großer Höhe kalte Luftmassen. Da warme Luft die Eigenschaft hat, so weit aufzusteigen, bis sie die gleiche Dichte erreicht wie die sie umgebende Luft, entsteht am Boden eine starke kaminartige Sogwirkung, die das Feuer zum Sturm anfacht. In den engen Straßen breiten sich die Flammen mit ungeheurer Schnelligkeit und Stärke aus. Sauerstoff wird aus allen Winkeln und Ritzen abgesaugt, stattdessen dringt Rauch in die Luftschutzräume. Außerdem geraten dort gelagerte Kohlenvorräte in Brand und setzen Kohlenmonoxid frei. An diesem geruchlosen Gas sterben in den Kellern die meisten Menschen.

Hunderttausende fliehen am Tag danach in Panik aus der Stadt.

Die Nacht des Feuersturms ist der Höhepunkt der "Operation Gomorrha". Die britischen Bomber "sollen die alte Handelsstadt bis auf den Grund zerstören". So die Harris-Direktive an die Piloten. In insgesamt vier Nächten zwischen dem 24. Juli und 3. August vollbringen die englischen Flieger ihr Vernichtungswerk. 2353 schwere Bomber werfen mehr als 9000 Tonnen Sprengstoff- und Brandbomben ab. Allein in der Nacht des Feuersturms fallen fast 100 000 Brandbomben auf die Millionenstadt. In der Nacht zum 30. Juli kommen im Stadtteil Barmbek etwa 10 000 Menschen im Bombenhagel um, beim letzten Angriff in der Nacht zum 3. August verhindert plötzlicher Regen eine ähnliche Katastrophe. Insgesamt werden mehr als 277 000 Wohngebäude völlig zerstört, fast die Hälfte des Hamburger Wohnraums.

Unterstützt werden die Harris-Piloten von den Amerikanern, die zusätzlich drei Tagesangriffe auf den Hamburger Hafen und den Hauptbahnhof fliegen. Um die Angreifer zu verwirren, haben die Behörden über die Binnenalster aus Stangen, Pfählen und Schilfmatten ein ganzes Straßennetz gelegt. Vergebens. In der Nacht des Feuersturms geht es in Flammen auf.

Der Code "Gomorrha" hätte zynischer nicht gewählt sein können: Auf die biblischen Städte Sodom und Gomorrha ließ Gott vom Himmel "Schwefel und Feuer regnen" und zerstörte "diese Stadt und die ganze Gegend und alle Bewohner der Städte und alles Gewächs des Bodens" - als Rache für die Sünden der Menschen, die in ihnen lebten. So steht es im Buch Genesis, Kapitel 19.

Die Gesamtzahl der Toten der "Operation Gomorrha" kann nur geschätzt werden, da viele Leichen zu Asche verbrannten: Vermutlich kamen zwischen 35 000 und 40 000 Zivilisten um.

Wie es nach den Terrorangriffen in Hamburg aussah, hat der Dichter Hans Erich Nossack beschrieben: "Ratten und Fliegen beherrschten die Stadt. Frech und fett tummelten sich die Ratten auf den Straßen. Aber noch Ekel erregender waren die Fliegen. Große, grün schillernde, wie man sie nie gesehen hatte."

Harris hat sein Ziel erreicht - aus Hamburg ist Gomorrha geworden. Doch seine Bombenkarawane zieht unbeirrt weiter. Ab Herbst 1943 konzentrieren sich die Nachtangriffe auf die Reichshauptstadt. Berlin ist seit Kriegsbeginn für die Engländer ein Reizwort wie London für die Deutschen. Einen Monat nach der "Operation Gomorrha" schickt der englische Bomberchef innerhalb von zehn Tagen 1647 Flugzeuge gegen Berlin - mit mäßigem Erfolg. Nur beim ersten Angriff landet die Masse der Bomben wie geplant in Regierungsviertel und Innenstadt.

Der Berliner Gauleiter, Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, nutzt die Angriffe, die "nutzlosen Esser" der Metropole - Frauen, Kinder, alte Leute - zum Exodus zu bewegen. Innerhalb von drei Monaten verlassen etwa eine Million Menschen die Stadt. Alle Schulen werden geschlossen, die Schüler im Zuge der "Kinderlandverschickung" in ruhigere Regionen verfrachtet.

Die eigentliche Großoffensive der Alliierten aus der Luft auf Berlin beginnt in der Nacht zum 19. November und dauert bis Ende März 1944. In unregelmäßigen Intervallen laden die Bomber ihre Todesfracht über Reichskanzlei, Ministerien und Machtzentralen der Partei sowie über den dicht besiedelten Wohnvierteln der Hauptstadt ab. Allein die November-Angriffe fordern fast 3000 Tote, mehr als 68 000 Gebäude sind vollständig zerstört, 400 000 Menschen verlieren ihr Zuhause.

Goebbels ist beeindruckt. In seinem Tagebuch notiert er: "Es brennt lodernd an allen Ecken und Enden. Ein wahrer Höllenlärm geht über uns hernieder. Dauernd prasseln Luftminen, Spreng- und Brandbomben auf das Regierungsviertel ein. Das ganze Tiergartenviertel ist zerstört, ebenso die Gegend um den Zoo herum. Über die Straße huschen einzelne Menschengruppen, die einen geradezu gespenstischen Eindruck machen. Das Herz dreht sich einem im Leibe herum."

16 Großangriffe fliegt die RAF bis zum Frühjahr 1944 gegen Berlin, seit Anfang März unterstützt die amerikanische Luftwaffe die Verbündeten mit massiven Bombenabwürfen am Tag. 4000 Mann verlieren allein die Engländer in diesen Monaten - 6166 tote Zivilisten sind es auf deutscher Seite. Am Ende der Offensive sind zudem anderthalb Millionen Berliner obdachlos.

Ende März stoppen die Alliierten auf Drängen der Amerikaner vorübergehend die Luftangriffe. General Dwight D. Eisenhower braucht die Flugzeuge dringend zur Vorbereitung der Invasion, die am D-Day, dem 6. Juni 1944, beginnt.

Kein dauerhafter Trost für die Berliner. Bis zum Kriegsende bleibt die Hauptstadt im Visier der Bomber. Insgesamt fliegen Engländer und Amerikaner 363 Angriffe gegen Berlin. Am Ende ist die Metropole die am meisten mit Bomben belegte deutsche Stadt, vor Essen, Köln, Duisburg, Hamburg, Dortmund und Stuttgart. Mindestens 50 000 Zivilisten kommen in der Hauptstadt im Bombenhagel um, die Zahl der Vermissten nicht eingerechnet.

Nach einem Flug über das zerstörte Berlin am 25. Mai 1945 schreibt der Beauftragte von US-Präsident Franklin D. Roosevelt, Harry Hopkins, in sein Tagebuch den lapidaren Satz: "Das ist ein zweites Karthago!"

Doch zum Symbol der sinnlosen Vernichtung, an dem sich die ganze Grausamkeit des Luftterrors festmacht, wird kurz vor dem deutschen Untergang eine andere Stadt - Dresden. "Auch nach 50 Jahren", urteilt der Zeitgeschichtler Götz Bergander 1995 in seinem umfassenden Werk "Dresden im Luftkrieg", "gilt die Zerstörung Dresdens als Höhepunkt des strategischen Luftkriegs über Europa."

Mitte Februar 1945 halten sich insgesamt etwa 950 000 Menschen in der Stadt auf, unter ihnen viele Soldaten auf dem Weg an die nahe Ostfront und rund 200 000 Flüchtlinge, die vor den anrückenden Russen nach Westen zu entkommen versuchen.

Alle Bahnhöfe sind mit Menschen verstopft, die darauf warten, einen Zug nach irgendwo zu erreichen. Die Straßen sind mit Trecks überfüllt, Zehntausende lagern in Nässe und Kälte im Freien, wo immer sie einen Platz ergattern können - auf den Elbwiesen, im Großen Garten in der City.

Die Stadt ist völlig schutzlos, die Flugabwehr längst zum Erdkampf an der Ostfront abgezogen. Keine einzige Bombe ist bislang auf Dresden gefallen.

Am 14. Februar 1945 zwischen 22.09 Uhr und 0.55 Uhr bricht die Katastrophe auch über das bislang verschonte Elb-Florenz herein. 800 britische Bomber werfen in zwei Wellen 400 000 Brand- und 4500 Sprengbomben fächerförmig auf die Stadt.

Erprobt haben die Engländer diese Methode, in kürzester Zeit eine ganze Großkommune auszulöschen, erstmals im September 1944 über Darmstadt. Innerhalb von Minuten wird die hessische Residenzstadt zu fast 80 Prozent zerstört, etwa 15 000 Bewohner sterben im Bombenhagel und Feuer.

In Dresden kommt es noch schlimmer. Den völlig überforderten Feuerwehrleuten bieten sich, wo immer sie helfen und retten wollen, grauenhafte Bilder. Die durch Bomben und zahllose Brände zusammenstürzenden Straßenzüge versperren Abertausenden, die in Kellern Schutz gesucht haben, den Fluchtweg ins Freie. Sie kommen qualvoll in der Flammenhölle um. Ähnlich wie im Juli 1943 in Hamburg erhebt sich ein Feuersturm, dessen Sog ebenfalls viele Flüchtende ins Verderben reißt.

Die zweite Angriffswelle richtet unter den Menschenmassen auf den Elbwiesen und im Großen Garten ein unvorstellbares Massaker an. Am nächsten Mittag schließlich vollenden 311 amerikanische Bomber das Vernichtungswerk.

Die genaue oder auch nur annähernde Zahl der Toten von Dresden wurde nie festgestellt. Die Helfer finden ganze Keller voller Leichen, in anderen sind die Menschen zu weißer Asche zerglüht, in den Feuerschutzteichen treiben Ertrunkene, Straßen und Plätze sind übersät mit zerfetzten Leibern.

"Nie habe ich geglaubt", so schildert der Studienrat Hanns Voigt, Leiter der Abteilung Tote in der Dresdner Vermisstenzentrale, seine schrecklichen Eindrücke, "dass der Tod in so verschiedener Form an den Menschen herantreten kann, nie habe ich für möglich gehalten, dass der Tote in so vielen Gestalten den Gräbern übergeben werden könnte: Verbrannte, Verkohlte, Zerstückelte; scheinbar friedlich schlafend, schmerzverzerrt, völlig verkrampft, gekleidet, nackt und als ein kümmerliches Häufchen Asche. Und über allem der beizende Rauch und der unerträgliche Verwesungsgeruch."

Jahrelang nach dem Krieg grassierten über die Zahl der Opfer horrende Zahlen - bis zu 200 000 wurden geschätzt. Nach dem heutigen Stand der Forschung sind 35 000 bis 40 000 Tote realistisch - so viele, wie in Hamburg der "Operation Gomorrha" zum Opfer fielen. Doch in Hamburg brauchten die Briten dafür vier Nächte.

18 000 Tote des Infernos von Dresden werden in Massengräbern beigesetzt, 6865 auf dem Altmarkt verbrannt. Fast 50 Jahre lang bilden die Trümmer der Frauenkirche das mahnende Wahrzeichen der Stadt.

Zäh hält sich bis heute die Legende, Tiefflieger hätten sowohl in der Nacht als auch am Tag danach aus ihren Bordkanonen wahllos in die Flüchtlingspulks geschossen und zusätzlich zu den Bomben ein sadistisches Blutbad angerichtet. Götz Bergander ist diesen Schilderungen penibel nachgegangen und kommt zu dem Schluss: "Weder unter den deutschen noch unter den alliierten Dokumenten aus dem Krieg konnte eine Bestätigung dafür gefunden werden, dass Hunderte oder auch nur Dutzende von Tieffliegern zahllose Bombenflüchtlinge niedergemacht haben."

Militärisch machte die Auslöschung Dresdens überhaupt keinen Sinn, es ging Briten und Amerikanern nur noch um eine Demonstration ihrer totalen Macht. Der Labour-Politiker Richard Crossman schrieb acht Jahre danach: "Die Zerstörung von Dresden war eines jener Verbrechen gegen die Menschlichkeit, deren Urheber in Nürnberg unter Anklage gestellt worden wären, wenn jener Gerichtshof nicht in ein bloßes Instrument alliierter Rache pervertiert worden wäre."

Mit Dresden schienen alle Dämme gebrochen. In den Schlussmonaten des Krieges steigern sich die alliierten Bomber in einen wahren Vernichtungsrausch - Chemnitz, Würzburg, Hildesheim, Nordhausen, Potsdam sinken noch kurz vor der Kapitulation in Schutt und Asche. Dazu zahlreiche Klein- und Mittelstädte.

Einer der schwersten Angriffe dieser Wochen trifft am Abend des 23. Februar die militärisch völlig bedeutungslose Stadt Pforzheim. In jener Nacht sollen mehr als 17 000 Einwohner umgekommen sein. Mehr als 80 Prozent der Gebäude werden zerstört. Selbst Harris räumte ein, das Bombardement sei von jener Art gewesen, "die man gemeinhin mit dem Begriff bewusster Terrorangriff belegt".

Als alles vorbei war, zählten die Überlebenden auf deutscher Seite mindestens 450 000 Tote des Bombenkriegs, nach anderen Schätzungen können es auch 600 000 gewesen sein.

Die Letzten traf es, tragischer Irrtum, am 3. Mai 1945. In den frühen Morgenstunden versenkte die Royal Air Force in der Lübecker Bucht zwei Transportschiffe, an Bord angeblich Tausende deutscher Soldaten. Auf der "Cap Arcona" und der "Thielbeck" kamen 7200 Männer und Frauen um - 6900 von ihnen waren Häftlinge aus Konzentrationslagern der Nazis

weiter mit  "Mami, der Himmel brennt.

Der Winter 1946/47 hat uns fast umbrachte.

 

Es war der kälteste Winter des Jahrhunderts! Von November 1946 bis Februar 1947 litt das vom Krieg zerstörte Deutschland unter arktischen Temperaturen. Die größte Hungerkatastrophe nach dem Krieg Hunderttausende erfroren bei eisiger Kälte.

 

Den Teddy ganz fest in der Hand, eingehüllt in Decken und eng an Mama rücken: Nur so überlebten die Kinder die eisigen Nächte

 

In dem Zimmer, wo wir geschlafen haben waren die Wände mit einer Eisschicht bedeckt. Die Fenster waren zugefroren.

 

Für die privaten Haushalte war zu diesem Zeitpunkt keine Kohle mehr vorhanden, und Strom erhielten wir nur kurze Zeit, manchmal nur zwei Stunden am Tag. 

 

Als Sechsjähriger „organisierte“ ich mit meinen Kumpels Kohlen vom dem Umschlagplatz in Berlin-Tegel wo manchmal über 30 Waggongs mit Kohle aus dem Ruhrgebiet ankamen.

 

Aber im Winter kam dann kaum noch ein Zug, schließlich stand alles still. Der Kanal war mit dickem Eis bedeckt, die Ostsee bis auf 35 Kilometer! Bei einer Außentemperatur von bis zu minus 20 Grad  froren wir bitterlich in unserer kleinen Wohnung und dabei war Hunger unser ständiger Begleiter.

 

Die Kälte war wirklich schlimm. Wir sind im Bett aneinander geschlüpft damit wir bloß ein bisschen  eigene Wärme erzeugen konnten. Blitzblankes Eis war da an den Wänden.“

 

Es fehlte an allem, auch an warmer Kleidung. Ich bin Anfang Dezember noch mit kurzen Hosen und ohne Strümpfe rumgelaufen. Mit Schuhe wo die Sohlen aus alte Autoreifen bestanden. 

Der Winter 1946/47 war eine humanitäre Katastrophe. Wer keine Kraft hatte, den lebensfeindlichen Umständen zu widerstehen, der war endgültig verloren. Historiker schätzen, dass allein in Deutschland mehrere Hunderttausend Menschen an den Folgen von Hunger und Kälte starben.

Weiter zu Klimaforschung: "Kälterekorde im Jaht 2009"

 

"Wir Kriegskinder in Berlin haben den Bombenhagel überlebt, sind aufgewachsen mit den Wunden des Krieges. Wir haben Hunger Durst und Kälte verspürt und konnten danach wahrend der Berlin-Blockade, Juni 1948 bis Mai 1949 nur durch die Luftbrücke am Leben gehalten werden", schreib Klaus-Peter Kolbatz in seinem Buch "Kriegskinder". Wir lebten in ständiger Angst und wurden durch den Mauerbau (1961) in ein Getto eingeschlossen das wir nur über eine Interzonenautobahn nach Westdeutschland verlassen konnten. Die Durchreise dauerte teilweise bis zu 24 Stunden. Je nach politischer Wetterlage waren die Kontrollen entwürdigend und Schikanös. Hierbei wurden ungeachtet gesundheitlicher Schäden („Strahlenrisiko“), zwischen 1978 und 1989 unsere Fahrzeuge auch mittels Cs-137-Gammaquellen durchleuchtet", schreibt Kolbatz weiter.

weiter mit "Berlin Blockade" "Luftbrücke"

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Titel: "Kriegskinder"

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Autor: Klaus-Peter Kolbatz 

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                                              Zurück nach "Nachkriegskinder"

 

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1945

       

Biografie von Klaus-Peter Kolbatz

Biografie von Klaus-Peter Kolbatz

 

Anschrift des Autors:
K.-P. Kolbatz,
Titiseestr. 27,
D-13469 Berlin

AUFRUF !

Wer kennt meine Großeltern oder kann zur Herkunft des Namens "Kolbatz" etwas beitragen ?

 

LINK: Bombenhagel überlebt, Kariere gemacht und mit Burn-out bezahlt.

LINK:  DIPLOMARBEIT von Franziska Ricklin (pdf) 

LINK: Wir_Kriegskinder_SWR-Vortrag.pdf (165 KB)

LINK: Nachkriegskinder von nirgendwo

LINK: Krieg: Bilder statt 1000 Worte.

LINK: Leseprobe "Kriegskinder"

LINK: DDR Kindererziehung

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