LSD, Koks und Co: Die Wirkung von Drogen

Neugier, Flucht vor dem Alltag, falsche Freunde - die Gründe sind vielfältig, warum junge Menschen Drogen nehmen. Das Suchtpotenzial wird dabei oft unterschätzt und auch die Nebenwirkungen sind meistens fatal: Schon die einmalige Einnahme kann den Körper dauerhaft schädigen.

Oft bleibt es nicht beim einmaligen Ausprobieren und dann führt der Weg unweigerlich in die Abhängigkeit.

Das Informations- und Präventionsportal "drug-infopool" (www.drug-infopool.de) hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Informationen zu Drogen zu sammeln und so sorgfältig aufzuklären. Im Forum der Seite sind Drogen- und Suchtberater als Moderatoren aktiv und beraten jene, die Fragen zu Rauschmitteln haben oder schon in die Abhängigkeit geraten sind.

Wir zeigen Ihnen in Zusammenarbeit mit "drug-infopool" die gängigsten Drogen und welche Nebenwirkungen der Konsum mit sich bringt.

Obwohl die Drogen harmlos aussehen, sollten sie nicht unterschätzt werden.

 

Chiemsee, Popeye, Häuptling: Die Ecstasy-Pillen haben unscheinbare Namen.

Ecstasy

Ecstasy-Pillen werden geschluckt, die Wirkung setzt je nach Zusammensetzung und je nach Wirkstoff 20 bis 60 Minuten nach der Einnahme ein. Die Rauschzustände können bis zu fünf Stunden dauern.

Die Droge bewirkt die Ausschüttung eines Glückshormons (Serotonin) und führt dazu, dass der Konsument sich glücklich fühlt. Jedoch ist die Einnahme der kleinen Pille mit enormen Risiken verbunden.

Neben körperlichen Auswirkungen wie Übelkeit, Zuckungen im Gesicht und Muskelkrämpfen kann es auch zu enormer Unruhe, Verfolgungswahn und Koordinationsstörungen kommen. Als Langzeitfolgen drohen unter anderem Schädigungen der inneren Organe (Leber, Herz, Nieren).

Ecstasy kann mit Hilfe von Haaranalysen bis zu 90 Tage nach der letzten Einnahme nachgewiesen werden. 

 

Kokain

Kokain wird meistens durch die Nase aufgenommen. Dabei gelangt die Droge durch die Nasenschleimhäute in den Kreislauf.

Der Konsument fühlt sich während des Drogenrauschs frei von Ängsten, selbstsicher und in bester Stimmung. Doch schon während der Rausch-Phase kann es zu Verfolgungswahn und Angstzuständen kommen. Wenn die Wirkung nachlässt, fühlt sich der Konsument niedergeschlagen und depressiv. In dieser Phase treten vermehrt Selbstmordgedanken auf.

Als Langzeitfolgen ist eine Schädigung der Nasenschleimhaut zu erwarten. Da das Hungergefühl nachlässt, magern viele Kokain-Abhängige ab. Ebenso führt die Einnahme zu der Schädigung von Leber, Herz und Gehirn wie auch zu Krampfanfällen. Lebensbedrohliche Folgen sind schon bei sporadischem Gebrauch nicht auszuschließen.

Auch Kokain kann mit Hilfe von Haaranalysen bis zu 90 Tage nach der letzten Einnahme nachgewiesen werden.

 

Bei einer Razzia wurden vier Kilogramm Kokain sicher gestellt.

 

Heroin

Heroin kann geschnupft, geraucht oder gespritzt werden. Manche inhalieren auch die aufsteigenden Dämpfe, nachdem es auf einer Alufolie erhitzt wurde.

Die Wirkungsdauer hält drei bis fünf Stunden an, nachweisbar ist die Droge bis zu 90 Tage nach der letzten Einnahme.

Die Konsumenten fühlen sich beruhigt und zufrieden - aber nur so lange, wie die Wirkung anhält. Jedoch sind auch bei Heroin die Risiken nicht zu unterschätzen - durch die Droge wird der Herzschlag vermindert und die Atmung gedämpft. Es drohen Herz- und Atemstillstand. Als Langzeitfolgen drohen ein Abfall der der Hirnleistung, Koordinationsprobleme, Entzündungen des Herzinnenraums und psychische Probleme.Ein Süchtiger löst Heroin in einem Esslöffel auf, um es sich anschließend in die Vene zu spritzen.

 

Fliegenpilz

Pilze können entweder roh gegessen oder als Sud getrunken werden. Aber auch der Konsum mit Tabak oder Cannabis ist verbreitet.

Die Wirkung hält bis zu sechs Stunden an und endet abrupt. Die Konsumenten haben erhöhte Sinneswahrnehmungen und fallen teilweise in eine Art Dämmerzustand.

In fast allen Fällen führt die Einnahme von Fliegenpilz zum Erbrechen, das der Konsument nicht kontrollieren kann. Aber auch Muskellähmungen und Einschränkungen in der Motorik können auftreten.

 

 

 

 

Giftige Pflanzen sollten nicht als Drogen missbraucht werden.

 

MAGIC MUSHROOMS

Pilz-Trip kann Stimmung dauerhaft heben

Auch Monate nach einem Pilz-Trip können positive Effekte anhalten: Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit sind einer Studie zufolge noch ein Jahr später nachweisbar. Ein Freibrief für Selbsttests ist das jedoch nicht.

Urs Blank wird nach einem Pilz-Trip zum Mörder. Der Wirtschaftsanwalt verliert die Kontrolle und findet sich in der Gesellschaft nicht mehr zurecht. Während der Protagonist in Martin Suters Roman "Die dunkle Seite des Mondes" auf seinem schlechten Trip hängen bleibt, können sogenannte Zauberpilze (Magic Mushrooms) in der Realität hingegen möglicherweise dauerhaft positive Wirkungen haben.

Bekannt sind die Pilze vor allem, weil sie bei psychisch labilen Menschen mit einer depressiven Grundstimmung Horrortrips auslösen können. Mitunter halten die Wahrnehmungsstörungen und Halluzinationen an - die Person ist auf dem Trip "hängen geblieben" oder hat immer wieder negative Flashbacks. Aber auch bei psychisch gefestigten Menschen können Magic Mushrooms Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen auslösen.

Jetzt gibt es allerdings eine neue Sichtweise auf die Welt der Zauberpilze: In einer kleinen Studie zur Wirkung von halluzinogenen Drogen bewerteten zwei von drei Teilnehmern die Wirkung der psychoaktiven Substanz Psilocybin aus Pilzen auch 14 Monate nach der Einnahme noch positiv: Sie bezeichneten das Erlebnis als die wichtigste oder zumindest eine der fünf bedeutendsten spirituellen Erfahrungen in ihrem Leben.

"Ich fühle mich zentrierter und habe nicht mehr diese Selbstzweifel wie früher", sagt etwa die heute 66-jährige Dede Osborn. Die Wirtschaftsberaterin ist eine von 36 Versuchspersonen, die alle "regelmäßig an religiösen/spirituellen Aktivitäten teilnahmen", aber eigenen Angaben zufolge keine Vorerfahrungen mit Halluzinogenen hatten.

Zu der Studie hatten sich alle freiwillig gemeldet. In einem Labor der Johns Hopkins University in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) bekamen sie psychoaktive Substanzen, die auch in Pilzen vorkommen. Die Forscher um den Psychiater Roland Griffith hatten 2006 in der Fachzeitschrift "Psychopharmacology" von ihren Versuchen berichtet und viel Aufsehen erregt: Ziel der Wissenschaftler war, die Wirkungen der Inhaltsstoffe von Magic Mushrooms in kontrollierten Laborbedingungen zu untersuchen.

Panik und größte Glückgefühle

60 Prozent der Probanden gaben an, durch die Einnahme von Psilocybin eine "richtig mystische Erfahrung" gehabt zu haben. Psilocybin ist ein Alkaloid, das die Wirkung des körpereigenen Botenstoffes Serotonin imitiert. Das kann zu Halluzinationen, Angst und Panikattacken führen, aber auch größte Glückgefühle auslösen. "Ich fühlte mich, als würde ich abheben", beschreibt Dede Osborn ihren Trip. Teilweise wirkt ihre Schilderung für Außenstehende allerdings durchaus beunruhigend: Sie sah bunte Farben, hatte plötzlich das Gefühl, ihr Herz werde zerrissen und empfand dabei Schmerzen ähnlich wie bei einer Geburt. Osborn: "Das war schön und ekstatisch zugleich."

14 Monate später gaben 64 Prozent der Teilnehmer an, sich noch immer wohler zu fühlen als vor dem Drogenerlebnis: Sie seien allgemein zufriedener, kreativer, selbstsicherer, flexibler und optimistischer. "Diese Aussagen sind sehr erstaunlich", meint Studienleiter Griffith, der seine Ergebnisse jetzt im Fachmagazin " Journal of Psychopharmacology" veröffentlicht hat. "In der psychologischen Forschung gibt es selten so anhaltend positive Berichte von einem einzelnen Erlebnis."

Was Wissenschaftler bislang über die Wirkung von halluzinogenen Substanzen aus Pilzen wissen, stammt einerseits aus Beschreibungen von Personen, die einen Pilz-Trip erlebt haben. Beobachtungen auf molekularer Ebene fanden andererseits im Labor statt. Dazwischen liegt das unkontrollierte Feld der psychischen und physiologischen Vorgänge im Menschen. "Diese Lücke ist riesig, weil die Wissenschaft am Forschungsobjekt Mensch nach den Drogenexzessen der sechziger Jahre für fast 40 Jahre wie eingefroren war", sagte Roland Griffith.

Neue Richtlinien für Versuche mit Psychopharmaka

Die aktuelle Untersuchung eröffnet nach Einschätzung der Johns-Hopkins-Wissenschaftler nun das Forschungsfeld für neue Studien: "Unter kontrollierten Bedingungen mit adäquater Überwachung können Halluzinogene mit einem ähnlichen Sicherheitsstandard gegeben werden wie Medikamente in der Pharmaforschung", schreibt Mathew Johnson in einem begleitenden Artikel im "Journal of Psychopharmacology". Der Professor für Psychopharmakologie an der Johns Hopkins University und seine Kollegen erstellen in ihrem Aufsatz Richtlinien, wie Untersuchungen auf diesem Feld in Zukunft gestaltet werden könnten. Probanden mit psychischen Erkrankungen müssten beispielsweise ausgeschlossen werden.

Außerdem müsse vor, während und nach der Einnahme der Substanz für eine sichere Umgebung und eine geborgene, Vertrauen schaffende Atmosphäre gesorgt werden. So soll das individuelle Risiko möglichst klein gehalten werden, einen schlechten Trip zu erleben. Denn der kann übel enden - im schlimmsten Fall so wie bei Urs Blank.

Cannabis

Unter Cannabis fallen auch die Drogen Haschisch und Marihuana. Diese Drogen werden konsumiert, indem man sie mit Tabak vermischt und raucht oder beim Backen von Keksen verwendet.

Je nach Art der Einnahme tritt die Wirkung innerhalb weniger Minuten oder auch erst nach Stunden ein. Cannabis wirkt appetitanregend und entspannend. Jedoch können parallel dazu negative Gefühle wie Angst bestehen. Auch das logische Denken und das Zeitlerleben werden beeinflusst.

Bei einer einmaligen Einnahme der Droge ist sie etwa zwölf Tage lang nachweisbar, bei regelmäßigem Gebrauch länger. Mittels Haaranalysen kann die Einnahme auch noch sechs Monate später festgestellt werden.

Unerwünschte Nebenwirkungen sind gerötete Augen, Herzrasen, Übelkeit und Bewegungsunruhe.

In seltenen Fällen kann durch die Einnahme eine Psychose ausgelöst werden.

Die typische Tütenform eines Joints.

 

Klebstoffe, Benzin, Lacke, Farben

Stoffe, die geschnüffelt werden sollen, werden meistens in eine Tüte gefüllt und durch Mund und Nase eingeatmet. Aber auch das Träufeln auf Taschentücher mit anschließenden Einatmen ist verbreitet. Meistens werden lösungsmittelhaltige Klebstoffe, Benzin, Lacke oder Farben verwendet.

Der Rausch tritt direkt nach der Einnahme ein und dauert bis zu 30 Minuten. Der Konsument fühlt sich euphorisch, enthemmt und hat Halluzinationen. Ebenso kann eine leichte Benommenheit auftreten.

Jedoch werden bei dieser Droge die Atemwege in starke Mitleidenschaft gezogen und auch Nieren, Leber und das Nervensystem können im schlimmsten Fall zerstört werden.

 

 

 

Auch Benzin wird zum Schnüffeln verwendet.

 

LSD

LSD ist eine sehr hoch konzentrierte Droge, die nur verdünnt konsumiert wird. Aufgenommen wird die Droge oral, das heißt entweder in Kapselform, in Wasser verdünnt oder mit Hilfe von getränkten Papierstücken, die gelutscht oder geschluckt werden.

Die Droge wirkt bis zu zwölf Stunden und führt dazu, dass sich der Konsument fernab der realen Welt fühlt. Sein Zeitempfinden ist gestört, das Selbstwertgefühl übersteigert und oft begleiten Halluzinationen den Rausch. Mögliche Nebenwirkungen bei dem Rausch sind Sinnestäuschungen, Unfälle durch falsche Einschätzung der Umwelt (der Konsument hat beispielsweise das Gefühl, er kann fliegen oder durch Hindernisse gehen), Schwindel, Kälte- oder Hitzewallungen.

Nachweisen lässt sich LSD zwar nur bis zu vier Tage nach der Einnahme, jedoch sind die körperlichen Risiken für den Konsumenten hoch.

Schon bei der einmaligen Einnahme von LSD kann die Leistungsfähigkeit langfristig gestört werden. Aber auch Psychosen können durch die Droge ausgelöst werden.

 

Die kleinen roten Papierplättchen sind mit LSD getränkt.

 

Warnung vor Cannabis: "Gefährlicher als vor 10 Jahren"

Der Cannabis-Konsum wird immer gefährlicher und die Konsumenten immer jünger. Darauf haben Suchtexperten und Vertreter von Drogen-Beratungsstellen bei einer Fachtagung in Düsseldorf hingewiesen.

Joint
Den ersten Joint rauchen viele Schüler schon mit 14 Jahren - ein gefährlicher Trend. (Bild: dpa)
"Cannabis ist heute als deutlich gefährlicher einzuschätzen, als man es noch vor zehn Jahren eingeschätzt hat", sagte Prof. Rainer Thomasius von der Universitätsklinik Hamburg.

Der ärztliche Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters begründete dies damit, dass die Konsumenten immer jünger würden und die Konzentration des Wirkstoffes THC in Cannabis-Produkten in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich angestiegen seien.

"In den achtziger Jahren war der THC-Gehalt in Marihuana bei etwa ein bis drei Prozent. Bei jetzigen Aufgriffen finden wir manchmal einen Gehalt von 20 Prozent", sagte Thomasius.

Besonders problematisch ist dies nach Experten-Ansicht für Kinder und Jugendliche. Eine Studie des Suchtexperten Prof. Michael Klein von der Fachhochschule NRW ergab, dass in Köln bereits 29 Prozent aller Schüler bis 14 Jahren Cannabis-Erfahrung gemacht hätten.

"Man kann plausibel davon ausgehen, dass die Tendenzen in anderen deutschen Großstädten ähnlich sind", sagte Klein. "Durch das frühe Einstiegsalter wird das Risiko einer späteren Abhängigkeit erhöht", warnte Thomasius.

Er widersprach der bislang häufig geäußerten Annahme, bei erhöhtem Cannabis-Konsum bestünde "nur" die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit. Auch die physischen Störungen seien gerade bei Kindern enorm.

"Der frühe Einstieg kann Depressionen, Motivationsstörungen und kognitive Störungen verursachen", sagte Thomasius. Zudem seien in vielen Fällen teilweise erhebliche Entwicklungsstörungen zu beobachten.

Dies führe zu einem erhöhten Beratungs-Bedarf in den Drogenhilfe-Zentren. "Wir haben jedoch das Problem, die Konsumenten in die Beratungsstellen zu holen", sagte Andreas Gantner von der Berliner Drogenhilfe. "Man kann von Teenagern nicht erwarten, dass sie sich freiwillig zu einer Suchttherapie melden", so Gantner weiter.

 

Hautschutz - Körpereigene Drogen für die Haut

Der menschliche Körper produziert Substanzen, die dem Cannabiswirkstoff THC ähneln. Sie beruhigen und sorgen außerdem für schöne Haut.

Der menschliche Körper verfügt über ein wahres Drogenzentrum, das sogenannte Endocannabinoid-System. Die innerhalb dieses Systems gebildeten Substanzen binden an dieselben Rezeptoren an wie der Canabiswirkstoff THC. Die Aktivität dieses Systems beeinflusst bestimmte Gehirnfunktionen, zum Beispiel das Gedächtnis. Es wird allerdings nicht nur in Nervenzellen aktiv, sondern auch in anderen Körperregionen, zum Beispiel in der Haut. Das haben Wissenschaftler aus Ungarn, Deutschland und Großbritannien in einer Gemeinschaftsstudie herausgefunden. Die Entdeckung könnte eines Tages zu ganz neuen Medikamenten und Pflegeprodukten für die Haut führen. „Unsere Laborexperimente lassen die Hoffnung zu, dass körpereigene Cannabinoide für Probleme wie Akne oder trockene Haut genutzt werden können“, sagt Studienleiter Tamás Biró. Auch von einer Zukunftstherapie gegen Hautkrebs ist bereits die Rede.

Die Wissenschaftler brachten Zellkulturen aus menschlichen Talgdrüsen mit unterschiedlich konzentrierten Endocannabinoiden in Kontakt. Danach prüften sie, wie viel Hautfett sich in der Kultur gebildet hat und wie lang die Zellen im Verhältnis zu unbehandelten Talgdrüsen überlebten.

„Ähnlich, wie sich eine Marihuanapflanze mit dem Wirkstoff THC vor schädlichen Umwelteinflüssen schützt, braucht unser Körper Endocannabinoide offenbar für eine gesunde Haut“, fasst Studienautor Gerald Weissmann das Ergebnis zusammen.

 

Inhaltsstoffe und EffektDie in den Blüten enthaltenen ätherischen Öle, aber vor allem das Harz der Hanfpflanze weisen eine hohe Anzahl von verschiedenen chemischen Verbindungen auf. Dazu zählen unter anderem folgende Cannabinoide:

THC (Tetrahydrocannabinol) ist für die psychoaktive Wirkung verantwortlich: Die Sinne scheinen geschärft, die Fantasie angeregt, Heißhunger kann auftreten, Entspannung, aber auch Stimulation setzen ein. Der Wirkstoff kann auch die Libido anregen.

CBN (Cannabinol) entkrampft, senkt den Puls.

CBD (Cannabidiol) wirkt als Gegenspieler von THC und schwächt dessen Wirkung etwas ab. Löst Ängste und lindert Schmerz.

Das positive Rauschgefühl kann jedoch ins Gegenteil umschlagen, etwa wenn die Grundstimmung zu Beginn des Drogenkonsums schlecht war.

Mögliche Wirkung gegen Entzündung und Schmerzen

Die Verbindungen wirken direkt im Gehirn. Hier gibt es verschiedene Cannabisrezeptoren. Zwei davon hat man bereits identifiziert, Wissenschaftler vermuten noch weitere. Neben den Gehirnbotenstoffen Serotonin und Dopamin verfügt der Körper auch über eigene Cannabinoide. Docken von außen zugeführte Cannabinoide an den Rezeptoren an, löst das die Kaskade der Effekte aus.

Über die Wirkung der körpereigenen weiß man noch wenig. Die Neurologin Kirsten Müller-Vahl sagt: „Versuche mit Zellkulturen und Tieren liefern allerdings Hinweise darauf, dass sie u. a. Entzündungen entgegenwirken.“ Eine Studie der Universität Heidelberg zeigt, dass diese Verbindungen das Schmerzgefühl unterdrücken können. Genauso wirken Cannabinoide, die von außen in den Körper gelangen („Natur Neuroscience“, June 2007). Eine aktuelle Untersuchung am Institut für Toxikologie und Pharmakologie der Universität Rostock lässt sogar vermuten, dass Cannabinoide Krebszellen daran hindern, sich auszubreiten.

Alkohol macht aggressiv, Cannabis friedlich

Je nachdem, ob Cannabis inhaliert wird und damit über die Schleimhäute in den Körper gelangt, oder gegessen und so über den Verdauungstrakt aufgenommen wird, setzt die Wirkung rasch ein und ist kurz, oder langsam und anhaltend. Ähnlich wie nach Alkoholkonsum folgen auf eine Überdosierung Übelkeit und Erbrechen. Der Alkoholrausch ist jedoch nicht mit dem von Cannabis zu vergleichen, sagt Suchtexperte Raphael Gaßmann. Alkohol steigert Aggressionen, über 50 Prozent der schweren Straftaten, werden unter seinem Einfluss verübt. Haschisch dagegen macht eher friedlich und gleichgültig.

Die Schattenseiten des RauschsDie Konsumenten argumentieren gern damit, dass Cannabis nicht abhängig macht – und deshalb wesentlich weniger gefährlich als Alkohol ist. „Selbstverständlich kann Cannabis eine psychische Abhängigkeit erzeugen, etwa zwei bis fünf Prozent der Konsumenten werden süchtig“, widerspricht Suchtexperte Raphael Gaßmann. Allerdings gilt das vor allem für Konsumenten, die täglich kiffen und/oder bereits in jungen Jahren die Droge regelmäßig benutzen. Das Abhängigkeitspotenzial lässt sich mit dem des Alkohols vergleichen. Cannabisentzug stellt körperlich kein Problem dar – anders als der Entzug von Alkohol, der ohne ärztliche Unterstützung tödlich enden kann. „Cannabis absetzen, parallel psychologische Behandlung und Medikamente, um Psychosen zu verhindern, gehören zum Behandlungsstandard“, fasst Raphael Gaßmann zusammen.

Dosis ist ausschlaggebend

Eine in der Forschung umstrittene Folge von Cannabiskonsum ist das Amotivationssyndrom, die absolute Teilnahmslosigkeit. Doch auch hier kommt es wieder auf die Dosis des Rauschmittels an. Raphael Gaßmann berichtet aus der Praxis: „Wer in unsere Beratungsstellen kommt und erzählt, täglich zehn Joints zu rauchen, der ist natürlich nicht fähig, dem Unterricht zu folgen oder eine Ausbildung zu planen.“ Mit derartigen Schwierigkeiten hat dagegen der gelegentliche Konsument, der durchschnittlich einmal pro Monat kifft, nicht zu rechnen.

Für die Lunge schlimmer als Zigaretten

Bewiesen ist allerdings, dass regelmäßiger und häufiger Cannabiskonsum das Risiko, im Verlauf des Lebens an einer Psychose zu erkranken um 40 Prozent erhöht. Das ist das Ergebnis einer Meta-Analyse aus 35 Studien („Lancet“, 2007; 370)

Körperliche Folgeschäden durch Cannabis sind äußerst selten, lautet die landläufige Meinung. Neue Studien haben jedoch gezeigt, dass vor allem der Langzeitkonsum der Droge weniger harmlos ist, als gedacht. So kann er z. B. die Gedächtnisleistung mindern, die Reaktionszeit verkürzt sich und die Entscheidungsfähigkeit lässt nach („Neurology“, 2006; 66). Daneben steht jahrelanges Marihuana-Inhalieren im Verdacht, die Lunge zu schädigen – wesentlich mehr als „nur“ Zigarettenrauchen. Ursache dafür, so vermuten Forscher der Universität Bern, sind Cannabisfasern, die mit dem Rauch in die Lunge gelangen und dort zu Entzündungen führen – und vor allem das tiefe Inhalieren.

Isolierter Wirkstoff als MedikamentCannabis hatte jahrtausendelang in der Medizin einen festen Stellenwert. Heiler und Schamanen setzten die Heilpflanze unter anderem gegen Migräne ein, gegen Malaria, Gelenkbeschwerden, um Schmerzen zu betäuben nach Eingriffen und Geburten. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts kamen Hanfmedikamente im Zuge des allgemeinen Cannabisverbots vom Markt. In den letzten Jahren knüpfte die Forschung jedoch wieder an die ursprüngliche Nutzung der Hanfpflanze an. Wissenschaftler entdeckten, dass bestimmte, isolierte Cannabinoide nachweisbare Effekte gegen einige Krankheiten haben. Dazu zählen in erster Linie die Substanzen THC und CBD. Die Pharmaindustrie stellt sie synthetisch her. Anders als in Großbritannien und den USA sind in Deutschland die entsprechenden Medikamente nicht zugelassen, aber verschreibungsfähig nach dem Betäubungsmittelgesetz.

In USA und England zugelassen

Bis jetzt hat in Deutschland wahrscheinlich noch keine Pharmafirma die Zulassung eines THC- oder CBD-Medikaments beantragt. Denn dafür sind große Studien nötig, die die Wirksamkeit des Medikaments klar belegen – und die gäbe es nach ihrem Wissensstand nicht, erklärt Kirsten Müller-Vahl. In den USA und Großbritannien liegen einer Zulassung andere Kriterien zu Grunde. Deshalb sind die Cannabis-Arzneimittel dort auf dem Markt und in Deutschland nicht. „Man muss bei Cannabis ganz streng unterscheiden zwischen dem Einsatz von Cannabismedikamenten unter ärztlicher Kontrolle zur Behandlung verschiedener Erkrankungen und dem Haschischkonsum gesunder Freizeitkonsumenten“, betont die Neurologin.

Erfolgreich gegen Aids- und MS-Beschwerden

Die Arzneimittel können z. B. entzündungshemmend wirken, haben sich in der Behandlung von Nebenwirkungen einer Chemotherapie bei Krebs bewährt, lindern die Beschwerden durch Aids und Multipler Sklerose. „Auch gegen ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung), Angst und Antriebsstörungen kann es hilfreich sein“, berichtet Kirsten Müller-Vahl. Sie behandelt mit Cannabis-Arzneimitteln erfolgreich vor allem Tourette-Syndrom-Patienten. Dabei handelt es sich um eine neurologisch-psychiatrische Erkrankung mit motorischen und vokalen Ticks.

Ein Suchtrisiko besteht praktisch nicht, wenn ein Patient unter ärztlicher Aufsicht streng nach Anweisung ein Cannabis-Medikament einnimmt. „Dass Patienten unter ärztlicher Aufsicht eine Sucht entwickeln, die zu relevanten Problemen führt, ist unbekannt. Treten Ängste oder Euphorie tatsächlich auf, gilt das als Nebenwirkung und die Dosis wird reduziert oder das Medikament abgesetzt“, erklärt Neurologin Kirsten Müller-Vahl.

Naturprodukt versus Medikament

Lassen sich die Medikamente nicht einfach durch einen Joint ersetzen? „Ja und nein“, antwortet die Expertin für Cannabis in der Medizin. „Den Joint zu rauchen ist eine illegale Handlung, dazu würde ich keinem raten – außerdem ist niemals sicher, welche Wirkstoffe in welcher Zusammensetzung und Höhe Haschisch enthält.“ Letztendlich inhaliert der Konsument auch verbranntes Pflanzenmaterial, das Bronchien und Lunge schädigt. Allerdings akzeptierten wahrscheinlich einige Patienten diese Risiken: Einerseits um die umständliche Verordnungspraxis zu umgehen, andererseits sind viele davon überzeugt, dass die isolierte, synthetische Substanz nicht so gut wirkt wie das Naturprodukt mit seiner Mixtur aus vielen Substanzen. Hier fehlten noch Studien, die den Vergleich zwischen Einzelwirkstoff und natürlicher Mischung ziehen.

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