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Psychiatrische Erkrankung Melancholie und Depressionen. Schwermut des Trübsinns mit Therapieerfolg |
© Klaus-Peter Kolbatz |
Tiefe Melancholie Die Hälfte aller Depressionen bleibt unerkannt Stimmungstiefs bei Verlust und Trauer sind normal und gehen vorüber. Depressionen sind dagegen eine behandlungsbedürftige, psychiatrische Erkrankung. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, sich aus eigener Kraft aus der gedrückten Stimmung zu befreien. Depressionen können, wenn sie nicht richtig behandelt werden, Monate oder sogar Jahre andauern. Hat man bereits einmal Depressionen durchlebt, so besteht ein erhöhtes Risiko für das erneute Auftreten der Krankheit.
Häufigste psychiatrische Erkrankung Allein in Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen unter Depressionen. Nur etwa die Hälfte aller Depressionen wird überhaupt erkannt. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines Lebens zu erkranken, beträgt etwa fünf bis 15 Prozent. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Auffällig ist das hohe Suizidrisiko: Etwa zehn bis 15 Prozent der depressiven Patienten sterben durch Selbsttötung. Untersuchungen zeigten, dass im Vorfeld von Depressionen gehäuft krisenhafte Ereignisse wie Verlust oder anhaltende Konflikte aufgetreten waren. Diese Faktoren scheinen aber nicht allein Depressionen auszulösen, sondern führen eher zu einer unspezifischen Stressreaktion, woraus sich durch weitere Risikofaktoren Depressionen entwickeln können. Auch die Vererbung spielt eine Rolle. Zudem ist bei den Betroffenen häufig das Gleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn gestört. Depressionen sind nicht gleich Es gibt verschiedene Depressionsformen, die in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich sind. Typische Symptome von Depressionen sind traurige Verstimmungen Schlafstörungen Angst und Suizidgedanken. Das Denken und der innere Antrieb sind gehemmt. Das Leben erscheint ohne Perspektive. Auch rein körperliche Beschwerden können auftreten. Bei einigen Patienten wechseln sich depressive Phasen mit manischen ab. Die Betroffenen sind dann unangemessen gehobener Stimmung, ihr Antrieb ist gesteigert, sie überschätzen sich und sind enthemmt. Depression abgrenzen Depressive Erkrankungen gehen mit Krankheitszeichen einher, die sich von normaler Niedergeschlagenheit meist klar abgrenzen lassen. Da die Symptome der Depressionen aber in unterschiedlicher Zusammensetzung, Dauer, Stärke und Häufigkeit auftreten, ist es für den Arzt nicht immer leicht, die Depressionen als behandlungsbedürftige Krankheit ohne gezieltes Nachfragen sofort zu diagnostizieren. Zudem klagen die Patienten meist nicht über depressive Verstimmung, sondern über körperliche Beschwerden, die die Depressionen tatsächlich hervorrufen beziehungsweise verstärken können. Großer Therapieerfolg Depressionen können vom Arzt meist mit großem Erfolg behandelt werden. Bei leichten Formen kann eine Psychotherapie ausreichen. In schweren Fällen müssen Medikamente (Antidepressiva) eingesetzt werden. Wenn die Behandlung nicht hilft, so kann ein Arzt oder Psychologe eine begleitende Psychotherapie durchführen. Es ist auch möglich, beide Therapieformen zu kombinieren. Die Behandlung von Depressionen wird immer individuell auf den Patienten abgestimmt. In manchen Fällen kann auch eine stationäre Therapie notwendig werden. Wege aus dem Seelendunkel Depression behandeln Menschen mit einer Depression fühlen sich niedergeschlagen und unglücklich, sie grübeln viel. Ihnen fehlt der Antrieb für alltägliche Aufgaben. Eine Depression muss in der Regel mit Antidepressiva behandelt werden. Eine typische und gleichzeitig fatale Folge der Schwermut ist, dass sich die Betroffenen zunehmend von ihrer Umgebung abkapseln. Sie finden sich kaum noch im normalen Alltag zurecht. Die Einsamkeit wird erdrückend und die Entscheidung, zum Arzt zu gehen, immer schwerer. Das Tragische dabei ist, dass Millionen Betroffene dieses einsame Schicksal teilen. Vermutlich leiden etwa fünf Prozent der Bevölkerung an einer depressiven Störung.
Verschiedene Medikamente stehen für die Behandlung zur Wahl. Eine Suchtgefahr besteht bei Antidepressiva nicht: Johanniskraut in ausreichender Dosierung (bei leichter bis mittelschwerer Depression) Tri- und tetrazyklische Antidepressiva Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Monamin-Oxidase-Hemmer (MAO-Hemmer). Nicht ohne Psychotherapie Zweite Säule der Behandlung ist die Psychotherapie, wie zum Beispiel in Form von Gesprächs- und Verhaltenstherapie. Seit einigen Jahren können sich Betroffene auch direkt an einen Psychotherapeuten mit Kassenzulassung wenden. Außerdem ist auch eine regelmäßige sportliche Betätigung für die Patienten wichtig.
In schweren Fällen kurze Stromstöße Ein seit mehr als 60 Jahren angewendetes Verfahren bei sehr schweren Depressionen ist die umstrittene Elektrokrampftherapie. Das Prinzip der Therapie beruht darauf, unter einer kurzen Narkose einen kontrollierten Krampfanfall auszulösen. Auf welche Weise dabei die Depression positiv beeinflusst wird, ist bisher noch nicht genau geklärt, aber die Ergebnisse bei depressiven Patienten sind sehr gut. Behandlung mit Magnetfeld Weitere Alternativen in der Behandlung von Depressionen sind die transkranielle Magnetstimulation (TMS) sowie die Stimulation des Vagus-Nervs (VNS). Bei der transkraniellen Magnetstimulation wird mit Hilfe einer Spule am Kopf des Patienten ein Magnetfeld erzeugt. Mit kurzen Impulsen wird die Durchblutung in stimulierten Hirnarealen angeregt. Bei der Vagus-Nerv-Stimulation reizen feine elektrische Impulse den Vagus-Nerv im Halsbereich. Die Gehirnaktivität wird desynchronisiert und verhindert gleichzeitig, dass sich die Erregung weiter ausbreitet. Davon haben bisher vor allem Patienten mit Epilepsie profitiert. In wieweit das Verfahren auch bei Depression wirkt, ist jedoch nicht vollständig geklärt. |
Sauerstoff-Therapie nach Manfred von Ardennen.
Empfohlen wird die Sauerstoff-Therapie auch bei einem Burn-out-Syndrom mit allen Begleiterscheinungen wie z.B., Depressionen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen.
Wenn man keinen Ausweg weiß
. - Psychotherapie kann helfen -Traumatische Erlebnisse, Lebenskrisen, geistige und körperliche Überforderung - in schwierigen Situationen und Lebensabschnitten ist die Psychotherapie für Betroffene eine Chance, mit Problemen und Ängsten besser umgehen zu können.
Durch intensive Gespräche oder Verhaltensmaßnahmen wird in der Psychotherapie versucht, die Beschwerden zu verringern.
Im Gegensatz zur Psychotherapie steht diePharmakotherapie. Hier wird versucht, die Beschwerden durch die Einnahme von Medikamenten in den Griff zu bekommen. Wann ist die Psychotherapie sinnvoll?
Wenn sich jemand auf Dauer in seiner Lebensqualität und im Alltag beeinträchtigt fühlt, sollte er sich Hilfe holen. Dann ist man mit seinen Selbsthilfemöglichkeiten am Ende. Die ersten Alarmzeichen hierfür können körperliche Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Migräne, Magenschmerzen, Herzrasen, Verfolgungswahn und Depressionen sein, für die es keine organischen Ursachen gibt.
Verhaltenstherapeuten betonen, dass unser Leben durch Lernvorgänge geprägt ist. Psychische Beschwerden werden demnach wieder durch neue Erfahrungen verlernt. Hat jemand panische Angst vor Spinnen, kann er lernen sie abzubauen, indem er das Denken und Fühlen beeinflusst. In der Verhaltenstherapie wird der Patient ermutigt, neue Erfahrungen im Umgang mit dem Problem zu machen.
Ursachen in der Vergangenheit
Beim tiefenpsychologischen Verfahren geht man davon aus, dass psychische Störungen ihre Ursache in früheren Erfahrungen haben. Konflikte bleiben unbewusst im Gedächtnis und können sich in Form von psychischen Beschwerden bis in die Gegenwart auswirken. Tiefenpsychologen sind der Ansicht, dass dem Betroffenen die eigentliche Ursache für seine Störungen gar nicht bewusst ist. Hier gilt es, dem Patienten die Ursache des Problems bewusst zu machen.
Tiefenpsychologisch fundierte Therapeuten nehmen im Gegensatz zu Psychoanalytikern häufiger Stellung zu dem, was der Patient sagt. Sie ziehen aktuelle Probleme und Konflikte in das Gespräch mit ein, geben auch Ratschläge. Zusammenhänge zwischen früheren Erlebnissen und aktuellen Problemen sollen aufgedeckt und dadurch gelöst werden.
Welche Therapie ist die richtige?
Wenn ein konkretes Problem besteht, wie Essstörungen, dann ist tendenziell die Verhaltentherapie gefragt. Sind die Probleme eher unspezifisch, dann ist eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie sinnvoll. Es gibt Anhaltspunkte, bei denen man sofort aus der Therapie aussteigen sollte: Wenn der Therapeut beispielsweise versucht, sich sexuell zu nähern, sich aggressiv oder zynisch verhält.
Tipp: Die Auswahl des Therapeuten ist sehr individuell. Am besten ist, man lernt mehrere kennen. Adressen gibt es im Branchenverzeichnis, beim Psychologenverband oder bei den Krankenkassen. Der Therapeut sollte möglichst in der Nähe wohnen, da man von mehreren Sitzungen ausgehen muss. In der Regel geht man zu fünf so genannte probatorischen Sitzungen und entscheidet sich dann. Die Wahl des Therapeuten hängt natürlich auch von der Problematik ab. Es gibt Therapeuten, die sich auf bestimmte Probleme wie Sexualität oder Essstörungen spezialisiert haben.
Freud'sche Psychoanalyse
Die Psychoanalyse nach Sigmund Freud ist am ehesten das, was die Laien unter Psychotherapie verstehen. Der Patient liegt auf der Couch, der Psychoanalytiker sitzt so, dass der Patient ihn nicht sehen kann. Der Patient soll frei assoziieren, erzählen, was ihm gerade einfällt. Der Therapeut bleibt dabei wohlwollend-distanziert. Diese Therapieform spielt heute eine eher untergeordnete Rolle. Ihre positive Wirkung lässt sich aus heutiger Sicht nur sehr begrenzt nachweisen.
Der Wissenschaftler und Autor K.-P. Kolbatz schreibt hierzu in seinem Buch "Burn-out-Syndrom" - Infarkt der Seele -:
Besinn dich auf dich selbst und ergründe was dir tatsächlich Freude bereitet. Du rauchst gerne eine Pfeife, dann mach dir die Freude, lehn dich in deinem Sessel zurück und genieße dein Pfeifchen. Du trinkst gerne ein Glas Rotwein und gehst gerne Essen, dann tue es ! Sammle wieder deine Briefmarken oder Antike Stücke und erfreue dich bewusst an jedes neue Stück. Nur so werden wieder "Glückshormone" (Seretonin) gebildet und deine Depressionen mit allen Begleiterscheinungen verschwinden von selbst und ganz ohne Psychopharmaka.
Der Kontakt mit speziellen Bakterien kann einen positiven Effekt auf das Immunsystem haben. Eine britische Studie weist darauf hin, dass manche Mikroben darüber hinaus auch das Gemüt günstig beeinflussen können. So haben Chris Lowery und seine Kollegen der University of Bristol beobachtet, dass sich die Stimmung von Lungenkrebspatienten unerwartet verbesserte, nachdem man ihnen das Mycobacterium vaccae verabreicht hatte. |
Bakterien als Stimmungsaufheller
Ein anschließender Versuch mit Mäusen ergab, dass die Bakterien bestimmte
Neuronen im Gehirn aktivieren, die das Glückshormon Serotonin produzieren. Ein
Mangel dieses Botenstoffs kann bei Menschen Depressionen auslösen. Offenbar
wirken die Bakterien auf diese Weise wie ein Antidepressivum.
„Die Studien zeigen, dass ein gesundes Immunsystem wichtig für die seelische
Gesundheit ist“, erklärt Studienleiter Chris Lowery. „Vielleicht sollten
wir uns alle öfter im Dreck tummeln.“
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